Sidor som bilder
PDF
ePub

war! Doch wozu widerlege ich die offenbaren Geschmacklosigkeiten eines Pedanten? Ein solcher hält sich aber für berufen, aus „inniger Vertrautheit mit dem Dichter ihn den Deutschen, die Deutsches und Poetisches nicht verstehen, zu enthüllen. Die Ueberzeugung, dass zur Erläuterung einer Dichters nicht bloss ein gutgemeinter Wille, sondern auch Fähigkeit, philosophische Bildung, Geschmack und ein gewisser ,,warmer Enthusiasmus“ gehöre, scheint Herrn Düntzer immer noch nicht zu kommen. Um seine schulmeisterliche Art, einen Dichter zu glossiren, noch weiter kennen zu lernen, könnte ich auch noch auf seine Parallelstellen aus den Alten hinweisen. Wer sich in einer Mussestunde belustigen will, vergleiche z. B. Strophe 5 des fünften Liedes des Wingolf mit Virg. Ecl. VI, 83; Strophe 9 des ersten mit Hor. Epod. 16, 10. 11. Jedoch sapienti sat!

Hätte Herr Düntzer doch nur die Varianten gesammelt, nur die Abfassungszeit festgestellt und die Anspielungen auf factische Verhältnisse erläutert und das Andere dem sinnigen Leser überlassen! Und droht er uns mit dem Messias, fasse er sich, bitte, so kurz als möglich wird er kritisirt, so schimpfe er nicht! yvai oɛavτóv.

Berlin.

Dr. Laas.

und

Langen

Emil Postel. Stoffe und Aufgaben zu deutschen Aufsätzen für reifere Schüler, insbesondere für Präparanden. salza, Verlagshandlung des Th. L. V. 1861.

Der Herr Verfasser hat bereits mehrere „Hülfsbücher für Schullehrer, insbesondere bei dem Präparandenunterrichte herausgegeben, von denen das vorliegende die dritte Abtheilung bildet. Um den Standpunkt, welchen derselbe im Auge hat, richtig zu würdigen, muss von vorn herein daraut aufmerksam gemacht werden, dass er sich Lehrer solcher Zöglinge denkt, die nicht viel mehr als die gewöhnliche Elementarbildung empfangen haben und nun zu dem Lehrerberufe vorgebildet werden sollen. Der Verfasser sagt dies zwar nicht ausdrücklich, doch deutet die ganze Anlage seines Buches darauf hin, besonders die grosse Umständlichkeit, mit welcher er zunächst die Uebungen im einfachen Nacherzählen behandelt. Es ist schon zu beklagen, wenn die Zöglinge, für welche die Arbeit gebraucht werden soll, eine so mangelhafte Vorbereitung mitbringen; wenn aber gar die Lehrer derselben einer Anleitung bedürfen, welche sie ängstlich in Fesseln schlägt und jeder Originalität hemmend entgegen tritt, dann sieht es mit der Entwicklung des deutschen Stils unter den Bildnern der Jugend gewiss höchst bedauernswerth aus. Nach unserm Ermessen müssen HandBücher für Stilistik durchaus dem Princip freier Bewegung huldigen; sie sollen zwar anregen, aber nicht dem, der sie gebraucht, jede geistige Arbeit abnehmen. Die Folge davon ist, dass der Inhalt des Buches im Verhaltniss zu seinem Umfange viel zu dürftig erscheint. Die Anleitung, welche der Verfasser für die Umwandlung poetischer Stücke in Prosa giebt (S. 5355), ist eine rein mechanische; seine Bemerkungen beschränken sich auf Aeusserlichkeiten, ohne das innere Wesen des fraglichen Gegenstandes auch nur im Entferntesten zu berühren. Was das Reproduciren von Beschreibungen und gar von Abhandlungen betrifft, so versprechen wir uns hiervon gar nichts. Der Lehrer mag unterrichten wen er will, er hat immer Menschen zu bilden, die frei geschaffen sind, also auch frei entwickelt sein wollen; das scheint uns aber auf dem hier eingeschlagenen Wege nicht möglich. Zu dem Allen kommt nun noch, dass sich das Buch sowohl in

Der Stil des

Sprache als Inhalt nirgend über das Gewöhnliche erhebt. Verfassers entbehrt der nöthigen Gewandtheit (man vergl. S. 138, S. 216217, S. 248, S. 260 u. s. w.), Vieles erscheint trocken und trivial, das Meiste lässt kalt, es fehlt dem Ganzen an Schwung. Dies und jenes Einzelne wird sich allerdings verwerthen lassen, auf der Höhe unserer Zeit aber steht die Arbeit nicht.

L. Rudolph.

1

Demogeot, Histoire de la Littérature Française depuis ses origines jusqu'à nos jours. 5e édition. Paris, Hachette..

1862.

E. Gerusez, Histoire de la Littérature Française depuis ses origines jusqu'à la révolution. 2 vol. 2e édition. Paris, Didier.

Es mag erlaubt sein, bei Gelegenheit der unlängst erschienenen fünften Auflage auf Demogeots auch in Deutschland bereits viel verbreitetes Werk zurückzukommen, das als die beste Uebersicht der französischen Literaturgeschichte angelegentlich empfohlen werden kann und auch in Frankreich fast allgemein dafür gilt. Der Verfasser kennt seinen Gegenstand fast durchweg genau und behandelt denselben in so ansprechender Weise, dass auch der, dem der Stoff im Allgemeinen geläufig ist, das Buch mit Interesse von Anfang bis zu Ende liest. Die neue Auflage enthält mehrfache Zusätze und Verbesserungen, und obgleich die Geschichte im Allgemeinen nur bis zum Jahre 1830 fortgeführt werden soll, gibt sie darüber hinaus noch zahlreiche Fingerzeige; namentlich sind die Daten bis zur Gegenwart fortgeführt, doch fehlt z. B. das Todesjahr von Alfred de Musset, und bei einigen Schriftstellern ist das Urtheil ausschliesslich auf die älteren Werke gestützt, so bei Barante auf die Geschichte der burgundischen Herzöge, und die neueren Bücher desselben sind nicht einmal erwähnt.

Demogeot zeigt sich im Allgemeinen vorurtheilsfrei, er hat sich bemüht, dem Einflusse der fremden Literaturen Rechnung zu tragen, er verräth eine gewisse Bekanntschaft mit der englischen und hat auch in der deutschen nicht ganz unbewandert bleiben wollen. Freilich nimmt es sich nun für uns sonderbar aus, wenn er nach irgend einem alten Leitfaden, da wo es sich kaum erst um die Morgendämmerung handelt, meint: L'homme qui rendit la vieille Allemagne à elle-même, était le Suisse Bodmer. Ebenso wird jeder von uns erstaunen, wenn er hört, dass Dubartas continue à jouir d'une grande réputation chez nos voisins d'outre Rhin, moins choqués que nous des monstruosités de son langage. So viel ich weiss, ist es eben nur Goethe, der sich einmal günstig über Dubartas ausgesprochen, sonst thut man uns da doch zu viel Ehre an; es gibt wahrscheinlich nicht zwanzig Deutsche, die seine Gedichte gelesen, und wohl kaum einen noch, der sie schön findet.

Der Verfasser hat sich, was wir nur billigen können, nicht immer strikt auf die eigentlich nationale, in der Landessprache geschriebene, noch auf die schöne Literatur beschränkt, er bespricht den Einfluss der Klöster und die Streitigkeiten zwischen Abalard und dem heiligen Bernhard, er zieht manche lateinisch abgefasste Werke, Gregor von Tours wie de Thou, in seinen Kreis mit hinein, doch geht er zu weit, wenn er nun auch von Erasmus uns weitläufig unterhält; eigentlich wohl weil er grade die Abhandlung von Nisard über denselben benutzen konnte, aber unter dem Vorgeben, dass

Erasme est nôtre par ses relations avec la France et surtout par le carac tère tout français. tout voltairien de son esprit. Da werden dann zuletzt wohl nicht nur Heine, sondern auch Lucian und Swift Franzosen, wenn solche Gründe zu einer Annexion genügen. Aber freilich ist Demogeot auch sonst von Prätensionen nicht frei, die zwar echt französisch sind und denen man deshalb so oft begegnet; wir wollen jedoch darum nicht aufhören, sie immer wieder zurückzuweisen. Es versteht sich ja von selbst, dass ein solches recht eigentlich nationales Buch auch überall eine nationale Färbung hat, dass sich darin der gerechte Stolz auf das Land, auf die so reiche Literatur ausspricht, dass man die Dichter und Schriftsteller, die man am besten kennt, auch vielfach etwas überschätzt, dass gelegentlich einige Ueberhebung mit unterläuft. Aber es geht nun doch zu weit, wenn Demogeot z. B. sagt: La France elle-même nous apparaissait comme le centre commun, comme le coeur de l'Europe. Pas un mouvement de ce grand corps qui ne parte de notre patrie ou n'y aboutisse. Au moyen-âge c'est elle qui donne partout l'impulsion et jette au dehors ses fécondes pensées. Les nations voisines les accueillent avec empressement et quelques-unes en font leurs chefs-d'oeuvre. Bientôt après commence an reflux non moins admirable: la France absorbe et transforme, au XVIe siècle l'Italie, au XVIIe l'Espagne, l'Angleterre au XVIIIe et de nos jours l'Allemagne. Il semble que, pour devenir européenne, toute pensée locale doit d'abord passer par la bouche de la France. Was von Halbwahrheiten in solchen Sätzen sich findet, könnten doch einige andere Nationen mit demselben Rechte auf sich anwenden. Corneille se montre vraiment français; non seulement parcequ'il évite d'être Espagnol, mais encore parcequ'il s'attache à ce qui est général, universel, humain. Als wenn das Französische allein das Vorrecht hätte, in seiner höchsten Erscheinung allgemein menschlich zu sein, als ob nicht ein Engländer von seinem Shakspeare, ein Deutscher von seinem Goethe dasselbe, und fürwahr mit mehr Recht, aussagen und nun die Behauptung aufstellen könnte, das rein Menschliche sei recht specifisch deutsch oder englisch. Wenn unter Cousins Leitung Hegel übersetzt ist, so heisst es: il rendit français, c'est à dire européen, universel, ce qui risquait fort de rester toujours allemand. So? Wahrscheinlich zählt der Osten bei Herrn Demogeot nicht, sonst könnte er wissen, dass in einer Zeit, wo Frankreich nicht viel mehr als den Namen Hegels kannte, Polen wie Libelt und Czieskowsky sich in diesen vertieften; sonst könnte er aus Herzens Memoiren sehen, dass man in den dreissiger Jahren in Moskau mit Leidenschaft Hegelsche Philosophie studirte und dass sich das dortige junge Russland über ihre verschiedenen Auslegungen spaltete, wie etwa des Meisters Schüler in Berlin. Wenn die Herren Franzosen uns die Ehre anthun, die deutschen Werke zu lesen und zu übersetzen, um so besser für sie, sie sind für viele sehr im Rückstande; sie eignen sich als Nation dann dieselben an, aber damit sich z. B. in Scandinavien eine romantische Schule unter deutschem Einflusse bildete, damit Byron oder Walter Scott, Coleridge oder Carlyle auch an deutschen Quellen tranken, damit Bancroft Schleiermacher oder Emerson Goethe studirte und A. Herzen für Schiller schwärmte, hatten die Deutschen wirklich nicht nöthig, von den Franzosen europäisirt zu werden, und es ist doch eigentlich recht naiv, wenn diese, sobald etwas auch zu ihrer Kenntniss gekommen, meinen, nun sei es erst wirklich entdeckt und Gemeingut geworden.

Auch sonst nimmt Demogeot, wenn der Ausdruck gestattet ist, mitunter den Mund etwas voll, so heisst es: cependant passent rapidement dans la foule les plus grandes figures de l'histoire: Gustave Rez. Mazarin, Cromwell, als ob ein Paar geschickte Intriganten wie Mazarin und Retz den wahrhaft grossen Männern beizuzählen wären. Anderwärts sagt er: Buffon unit au savoir d'Aristote la belle imagination de Platon et le brillant coloris de Lucrèce; und es ist doch nicht für Jedermann überflüssig, dass der Name

hinzugefügt wird, wenn er ausruft: le plus magnifique langage que la bouche de l'homme ait jamais parlé, c'est d'avance nommer Bossuet. Das zeigt natürlich schon, dass insbesondere bei dem 17. Jahrhundert, wo die Verschiedenheit des nationalen Geschmacks am meisten hervortritt, ein Deutscher die Urtheile nicht immer unterschreiben und nur mit grosser Vorsicht aufnehmen wird; das kann ja nicht anders sein. Wenn ihm z. B. die französische Tragödie des grossen Jahrhunderts psychologie en action ist, so vermissen wir eben die Psychologie, sind uns die Figuren keine wirklichen Individuen, sondern meist unwahre, übertriebene Schemen und Typen, und stimmen wir darin Taine bei, wenn er sagt: Racine et Corneille ont fait des discours admirables et n'ont pas créé un personnage vivant; ebenso lächeln wir, wenn nach Demogeots Urtheil bei dem Telemach le lecteur charmé croit encore lire Homère; ja er setzt sogar hinzu: Que de nouvelles beautés l'imitateur ajoute à son modèle. In Frankreich, wo der Unterricht in allen Staatsschulen ganz gleichförmig ist, wo seit Jahrhunderten in der Universität auch die literarischen Urtheile sich forterben und so eine viel grössere Macht gewinnen, ist es eben viel schwerer als in Deutschland, sich einen selbständigen, nicht schon mehr oder weniger überkommenen Geschmack zu bilden; auch konnte bei der Stellung des Verfassers, bei dem Zwecke seines Buches, das wesentlich den Lehrern und Studirenden als ausführlicher Leitfaden dienen soll, es sich natürlich nicht darum handeln, neue, kühne, abweichende Ansichten aufzustellen. Demnach reproducirt er eben im Ganzen und Grossen die gewöhnlichen herkömmlichen Urtheile; er zeigt nicht die Unabhängigkeit des Geschmacks, denen wir bei Taine, L. de Wailly und anderen bedeutenden Kritikern der jüngeren Schule begegnen, und gegenüber dem französischen Classizismus z. B. thut er uns natürlich nicht genug, da wir nun einmal für immer im Ganzen und Grossen auf dem Lessingschen Standpunkte stehen, wenn wir auch gern anerkennen, dass derselbe in seiner Oppositionsstellung eben den Nachdruck auf den Tadel legen musste. Indess ist Demogeot durchaus nicht etwa bloss ein fleissiger, kenntnissreicher Compilator und Wiederholer; er ist allerdings auch selbstdenkender Mann, der vielfach ein selbständiges Urtheil und einen gebildeten Geschmack verräth. Er ist nicht bloss das würdevolle Mitglied der Universität wie sein Rival Gerusez; er hat auch einen Band anziehender, in mannigfachen Weisen erklingender Gedichte „Contes et Causeries" kürzlich veröffentlicht und freilich nur mit seinem Vornamen Jacques gezeichnet, da es vielleicht nicht ganz passend befunden wäre, dass ein Professor, den die Schüler nur im Talar zu sehen gewohnt sind, mit dergleichen nebensächlichen von echt gallischer Heiterkeit und Laune durchwehten, an Lafontaine und mitunter an Rabelais erinnernden poetischen Kleinigkeiten sich abgegeben hätte. Man sieht überall, dass man es mit einem Manne von Geist zu thun hat, und seine Literaturgeschichte zeigt eben auch in dem Urtheile gegen die seiner Vorgänger und seiner Genossen immerhin einen bedeutenden Fortschritt; er spricht sich über die nur formell verdienstliche Poesie von Malherbe gar nicht unbedingt günstig aus; wenn er Corneille erhebt, so citirt er doch auch das Urtheil Saint Beuves, wo der Tadel nicht fehlt; auch sonst hilft er sich insbesondere bei der neuesten Zeit wohl damit, dass er fremde Autoritäten anführt, und wir müssen es ihm schon anrechnen, dass er die Einheit des Interesses, der Handlung den einzigen einem Drama wesentlichen Punkt nennt, denn die um mich so auszudrücken officielle Kritik hält auch bis heute noch an den drei Einheiten fest, und der Herr Akademiker Nisard schreibt ruhig: Quand je pense à Polyeucte, à Athalie, qui ên est l'application la plus complète, je me demande si les trois unités ne sont pas, sous un titre pédantesque le dernier degré de conformité du théâtre avec la vie. La vérité sur ces règles, c'est que s'il est des exemples de bonnes tragédies sans les trois unités (wirklich, wie gütig?) il n'est pas une tragédie parfaite, qui n'en offre l'application. Demogeot vertheidigt sich

gegen den ihm gemachten Vorwurf, dass er nicht alle Theile seines Stoffes mit der ihrer Wichtigkeit zukommenden Ausführlichkeit behandelt, dass er sich manche Ungleichheiten in der Ausführung habe zu Schulden kommen lassen. Im Allgemeinen hat er allerdings gesucht, das Gleichgewicht für die einzelnen Epochen zu erhalten; doch ist ersichtlich das Mittelalter mit einer gewissen Vorliebe behandelt; da fühlt er sich am meisten zu Hause, da, wo die Kenntnisse von verhältnissmässig kurzer Zeit datiren, wo noch täglich neue Gedichte ans Tageslicht gezogen werden, wo demnach noch keine beengenden, herkömmlichen, gleichsam feststehenden Ansichten sich haben bilden können, weiss er sich am wenigsten gehemmt, da gibt er ausführ liche Analysen, da folgen wir ihm gern durch den bretonischen oder karlovingischen Sagenkreis. Auch im 16. und 17. Jahrhundert ist er heimisch; am dürftigsten sind manche Partien des 18. bedacht; da wo die Urtheile, auch was das rein Literarische betrifft, je nach dem Standpunkte der Parteien, noch immer so weit auseinandergehen, musste er, um nirgend zu sehr anzustossen, am vorsichtigsten sein; da bewegt er sich auch oft in Allgemeinheiten und nur einzelne Abschnitte, wie der über Rousseau, sind mit Wärme geschrieben. Und heisst das wohl wirklich den Schriftstellern den Platz einräumen, der ihnen im Verhältnisse zu ihrer Wichtigkeit zukommt, wenn er dem Ausländer Erasmus 3, Buffon 8 Seiten gibt, und für Diderot nur eine halbe übrig behält, wenn er dessen ausgearbeitetstes und relativ vollendetstes Buch, den Salon, nicht einmal zu kennen scheint und uns von seinen so einflussreichen ästhetischen und insbesondere dramaturgischen Ansichten auch gar nichts Näheres mitzutheilen weiss? Es ist wahr, Buffon war Mitglied der Universität, ist eine anerkannte Persönlichkeit, und Diderot ist sein Leben lang einfacher homme de lettres geblieben, aber darum war seine Wirksamkeit und der Einfluss auf sein Jahrhundert selbst über die Grenzen Frankreichs hinaus nach den verschiedensten Richtungen hin doch sehr bedeutend.

Es herrscht in Frankreich auf dem Gebiete der einheimischen Literaturgeschichte eine ausserordentliche Thätigkeit, eine ganze Reihe von Schriftstellern und von Gedichten, die bisher gar nicht oder nur unvollkommen bekannt waren, sind in den letzten 20 Jahren durch Monographien, durch Herausgabe oder richtigeren Wiederabdruck ihrer Werke entweder überhaupt erst an das Tageslicht gezogen oder besser gewürdigt worden. Demogeot kennt so ziemlich alle diese neuen Publicationen, er gibt fast beständig, was sehr lobenswerth, in Betreff der Literatur einige Fingerzeige, kaum irgend einen der Erwähnung werthen Namen wird man für die ganze vorclassische Zeit vermissen und es ist sehr erfreulich zu sehen, wie viel reicher und vollständiger für diese ganze Epoche sein Buch ist als die all seiner Vorgänger. Aber seit Ludwig XIV. lässt er sich wirkliche Auslassungen zu Schulden kommen; die bedeutendste möchte die von Madame Lafayette sein, deren Name gar nicht erwähnt wird, und doch ist diese Frau mit unter die Classiker herkömmlich aufgenommen und hat sie auch jetzt noch selbst im Auslande viele Anerkennung gefunden, wie ihr denn 2. B. Julie Kavanagh in ihren french women of letters einen interessanten Abschnitt widinet, doch werden ihre Bücher immer noch in Volksausgaben verbreitet, doch sind ihre Romane die einzigen ihres Jahrhunderts, die uns auch jetzt noch lesbar scheinen und sind wir darin wenigstens der Ansicht Laharpe's treu geblieben, der die neuere Romanliteratur in Frankreich mit ihr beginnt und die früheren Producte der Art kaum ansehen mochte, weil es ihm nicht möglich sei, etwas zu lesen, was ihn langweile,

Im Thatsächlichen ist der Verfasser fast durchweg zuverlässig; wenn er von den mémoires de la Princesse Palatine spricht, so ist das zwar nicht richtig, aber erklärt sich, weil man in Frankreich den Briefen dieser origi nellen Frau öfter den Titel Memoiren beilegt; Seite 513 nennt er auf denselben Blatte Mably einen successeur und prédécesseur von Rousseau, er ist

« FöregåendeFortsätt »