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Mids. N. Dr. III, 2, 391:

Even till the eastern gate, all fiery red
Opening on Neptune with fair blessed beams,
Turns into yellow gold his salt green streams.

Sonn. XXXIII, 4:

Full many a glorious morning have I seen

Gilding pale streams with heavenly alchemy.

Während Marlowes und auch Greenes Phantasie gern Phaethon-gleich zum Firmament, zu Sonne, Mond und Sternen emporschweift, bleibt Shakespeares Blick bescheidener und besonnener, mehr an der Erde haften; er weiss, dass das Sonnenlicht blendet, und begnügt sich schon mit dem irdischen Widerschein, wenn es auch nur der Widerschein eines Thautropfens oder eines Frauenauges wäre.

Von dem innersten Gemütsleben des Dichters verrät dies Drama natürlich ebensowenig wie von seinen äusseren Lebensverhältnissen. Höchstens könnte man aus gelegentlichen, halb versteckten melancholischen Bemerkungen, die wie verhaltene Seufzer klingen, eine trübe Stimmung, Anspielung auf unbefriedigende Lebensverhältnisse herauslesen:

III, 2, 137:

Il, 5, 29:

that 's the end of human misery.

Just death, kind umpire of men's miseries.

Es ist auch einigermassen auffallend, wie oft in diesem Drama vom Hunger die Rede ist: I, 2, 7; I, 2, 27; I, 2, 38; I, 4, 68; I, 5, 16; IV, 2, 11; IV, 7, 7; III, 2, 48.

Nach eigener Lebenserfahrung klingt die Bemerkung:

II, 1, 5:

Thus are poor servitors,

When others sleep upon their quiet beds,
Constrain'd to watch in darkness, rain, and cold.

Vielleicht ist es auch nicht ohne Bedeutung, dass der einzige Gefühlston, der etwas stärker angeschlagen wird, die Vaterliebe ist.

Wie ein Stossseufzer klingt sodann jene Bemerkung Suffolks:

V, 5, 62:

For what is wedlock forced but a hell,
An age of discord and continual strife?
Whereas the contrary bringeth bliss,
And is a pattern of celestial peace.

Wir dürfen uns wohl daran erinnern, dass Shakespeares Heirat eine durch die Umstände halb erzwungene war.

II. Titus Andronicus.

Über die Echtheit des Titus Andronicus herrscht noch immer lebhafter Streit. Und zwar sind die Parteien in ähnlicher Weise in zwei Lager geteilt, wie bei der Trilogie von Heinrich VI. Die meisten deutschen Forscher halten an der durch Francis Meres, Heminge und Condell also drei einigermassen zuverlässige Gewährsmänner - bezeugten Autorschaft Shakespeares fest. A. Schröer hat neuerdings in einer gründlichen Schrift mit sehr triftigen äussern und innern Gründen diesen Standpunkt verteidigt. Andererseits neigen sich wohl die meisten englischen Shakespeare-Gelehrten der Ansicht zu, dies Drama sei eigentlich nicht Shakespeares Werk, sondern höchstens von ihm überarbeitet (touched up); so urteilen wenigstens Furnivall, Dowden, Fleay, Grosart.

Von vornherein könnten wir geneigt sein, auf die ziemlich einmütige Ablehnung der Shakespearischen Autorschaft seitens englischer Gelehrter grosses Gewicht zu legen. Es könnte scheinen als wenn das Stilgefühl von Engländern in Bezug auf Werke in der Muttersprache andere Gründe, als solche des Stilgefühls bringen die englischen Gelehrten allerdings nicht vor ein sichereres sein müsste, als solches von Ausländern. Es ist aber andererseits in Betracht zu ziehen, dass das Elisabethanische Englisch für den modernen Engländer doch auch schon beinahe eine fremde Sprache geworden ist, und dass deutsche Gelehrte oft eine systematischere philologische Schulung voraus haben. Jedenfalls muss man gegen das Stilgefühl englischer Gelehrten misstrauisch werden, wenn man sieht, wie der eine dasselbe Drama unbedenklich für Marlowe in Anspruch nimmt, welches ein anderer mit der grössten Sicherheit als ein Werk Robert Greenes erklärt, ein dritter vielleicht Thomas Kyd zuschreibt.

So rührt nach Fleay Titus Andronicus im wesentlichen von Marlowe her, nach Grosart dagegen von Greene.

Im Folgenden möchte ich mich zunächst mit der neuesten Abhandlung über den Titus Andronicus von Alexander B. Grosart, dem verdienten Herausgeber von Greenes Werken auseinandersetzen (Engl. Stud. XI, 389).

Grosart macht wieder auf die bekannte Stelle (Tit. Andr. II, 1) aufmerksam :

She is a woman, therefore may be woo'd,
She is a woman, therefore may be won,

welche, wie man längst weiss, zwei Stellen aus Greeneschen Novellen auffallend ähnlich ist. Die Ähnlichkeit wird noch grösser durch den Umstand, dass kurz vorher übereinstimmend das Verbum 'achieve' in gleicher, jetzt unüblicher Bedeutung gebraucht wird:

Perimides (Works VII, 68): with the assured posibilities of atchieving his enterprize. He therefore began to encourage his champion with the plausible conjecture that Melina was a woman and therefore to be won.

Angenommen, der übereinstimmende Satz wäre nicht sprichwörtlich, sondern von Greene zuerst geprägt, was folgt bei unbefangener Betrachtung aus der Übereinstimmung? Doch nur, dass der Verfasser des Tit. Andr. Greenes Novellen kannte und gelegentlich eine Wendung daraus entlehnte. Da nun aber Shakespeare ja von Greene gerade beschuldigt wurde, dass er sich mit fremden Federn, auch mit denen Greenes schmückte, da ferner ähnliche Wendungen auch im ersten Teil von Heinrich VI., in Richard III., und in einem unbestritten Shakespearischen Sonett vorkommen, wie Grosart selbst zugiebt, da endlich Shakespeare nachweislich Greenesche Novellen kannte (Pandosto-Winter's Tale!), so ergiebt sich aus jener Parallele eher das Gegenteil von dem, was Grosart beweisen will.

Der zweite Grund Grosarts ist, dass der grausig-blutdürstige Charakter des Titus Andronicus besser dem Stil Greenes als dem Stil Shakespeares entspräche ("the repulsive subject, blood and horrors" of Titus Andronicus, which while non-Shakespearean is out and out after the manner of Robert Greene.)

Man höre und staune: auf der einen Seite der Dichter von Rich. III., Julius Cäsar, Hamlet, Othello, Macbeth, Lear, auf der anderen der Verfasser von Orlando Furioso, Friar Bacon, James IV., King Alphonsus, ein Dichter, dem wir keine einzige Tragödie mit Sicherheit zuschreiben können und dabei soll Titus Andronicus mehr im Stil Greenes sein!

Grosart begründet seine Ansicht damit, dass er das blutdürstige Drama von Selimus, welches allerdings dem Titus sehr ähnlich ist, Greene zuschreibt. Aber zur Grundlage für eine Hypothese ist eine andere Hypothese doch nicht gut geeignet.

Wir werden auf die sehr beachtenswerte Tragödie von Selimus noch zurückkommen.

Es folgen dann (S. 410 ff.) ein paar Citate aus Greenes unbezweifelt echten Schriften, welche darthun sollen, dass die Naturschilderungen in Titus Andron. mehr im Stil Greenes als Shakespeares sind. Jeder unbefangene Beurteiler wird aus diesen Stellen eher das Gegenteil entnehmen. Man vergleiche zum Beispiel die Stelle aus Greenes Orpharion (Works XII, 12): 'From thence I posted to Erecinus: the mountain was greene and pleasant to the eye, the stones that appeared higher than the grasse seemed like

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