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Symbolik

der

griechischen Kirche

von

Dr. W. Gass.

Berlin,

Druck und Verlag von Georg Reimer,

1872.

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Vorwort.

Mit diesem Buche will ich zunächst mir selbst einen Dienst erweisen. Seit der Herausgabe meiner grösseren und kleineren Beiträge zur Literatur- und Dogmengeschichte der griechischen Kirche lastete ein Schuldgefühl auf mir, welches durch andere Studien für lange Zeit zurückgedrängt, in den letzten Jahren wieder lebhafter und mahnender geworden ist. Von diesem kann ich mich nur befreien, indem ich auf demselben Gebiet, welchem ich als jüngerer Mann Mühe und Fleiss im Einzelnen zugewendet, endlich auch etwas Ganzes zu leisten unternehme. Die Form einer Symbolik aber habe ich deshalb gewählt, weil sie mich am Meisten in den Stand setzte, auch Anderen und hoffentlich der Wissenschaft selber nützlich zu werden. Die Symbolik der griechisch- morgenländischen Kirche ist der vernachlässigte und in mancher

Beziehung auch der schwierigste Theil dieser Disciplin; ihr Gegenstand liegt uns Abendländern fern und sie befindet sich schon darum im Nachtheil, weil sie innerhalb der Gesichtspunkte, welche die übrigen Confessionen darzubieten pflegen, ihren eigenthümlichen Charakter nicht vollständig entfalten kann. Erst dann, wenn sie einmal selbständig zur Darstellung gelangt ist, wird sie sich auch einem Gesammtbilde der Kirchen wieder mit Sicherheit einordnen lassen.

Wir leben in einer Zeit, wo die christlichen Kirchen ungeachtet ihrer inneren Entzweiung doch wieder als grosse Gestaltungen des christlichen Lebens in dem, was sie verbindet oder scheidet, offenbar werden wollen; ein erweiterter Schauplatz des Kampfes und der Entwicklung fordert sie auf, sich als allgemeine religiöse und sittliche Mächte mit einander zu messen, zu vergleichen, folglich auch von einander Kenntniss zu nehmen. Möge daher auch jene östliche Abtheilung der Christenheit, die älteste unter allen, einmal in ihrem eigenen Zusammenhange überschaut werden. Was sie ist und bedeutet, kommt nicht auf gesuchte Lehrunterschiede hinaus, nicht dogmatische Kleinigkeiten zu ermitteln, ist der Preis des Forschers, nein, er darf hoffen, in und mit diesem allerdings unentbehrlichen Detail zugleich weitgreifende religiös

Vorwort.

sittliche, intellectuelle und culturhistorische Verhältnisse, ja hochgeborene Gedanken an's Licht zu stellen.

Der beste Arbeiter auf diesem Felde ist immer noch der alte Heineccius. Wenn ich diesen höchst achtungswerthen Schriftsteller und seine „Abbildung der alten und neuen griechischen Kirche“ von 1711 gegenwärtig natürlich übertreffen will und muss: so weiss ich doch recht wohl, dass ich sie damit noch nicht werde entbehrlich gemacht haben, wie wir denn so oft mit unseren neuen Büchern die alten nicht in jeder Beziehung ersetzen können. Von den neueren Symbolikern, zumal von denen die lediglich der comparativen Methode folgen, werden die griechischen Kirchenangelegenheiten meist oberflächlich abgethan; nur R. Hofmann widmet denselben eine grössere Sorgfalt, aber auch ihn verhinderte die ganze Anlage seines Buchs, den Gegenstand in vollem Umfange zur Anschauung zu bringen. Hingegen ist durch anderweitige meist historische Beiträge das Material ansehnlich bereichert worden. Verdienstlich und aus gründlicher Sachkenntniss hervorgegangen sind die hierher gehörigen Studien der Engländer, eines Stanley, Neale und Milmann. Pichlers Hauptwerk: „Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen dem Orient und Occident," München 1865, 2 Bde., leidet an starken Gebrechen

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