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diesem Zwecke die öffentliche Aufmerksamkeit durch die Presse mehr rege gemacht werden.

Um drei Uhr desselben Tages beschloss ein solennes Festessen den Congress. Nach diesem fand die feierliche Preisvertheilung durch den berühmten Dichter, den geh. Hofrath Rudolph Gottschall, Vorstand des Congresscomités statt. Preisträger waren folgende Herren: Prof. Anderssen, Gewinner des ersten Preises im Meisterturnier (240 Mark). Stud. Metger, Gewinner des ersten Preises im Hauptturnier (ein prachtvoller Regulator), Dr. Reif, Gewinner des zweiten Preises (eleganter, mit Schnitzereien geschmückter und mit Metall eingelegter Cigarrenschrank), Arnold Schottländer, Gewinner des dritten Preises (silberner Pokal), Heinrich Zwanzig, Gewinner des vierten Preises im Hauptturnier (Prachtausgabe der neuen Auflage des v. Bilguer'schen „Handbuchs des Schachspiels"). Im Nebenturnier gewann den ersten Preis Herr Günther (ein fashionabler Rauchtisch)

doch da fällt uns mit Schrecken ein, dass wir des Nebenturniers bisher überhaupt keine Erwähnung gethan! Das ist eine arge Nachlässigkeit, um so mehr, als sich ein Anonymus seither schon in einem Localblatte bitter darüber beklagt hat, dass die rühmlichen Sieger im Nebenturnier bei der Preisvertheilung nicht namhaft gemacht worden seien: wir unsererseits hätten nun gar bald das ganze Nebenturnier selbst in Bausch und Bogen stillschweigend übergangen. Gewiss aber thut hier die ausdrücklichste Namensnennung um SO mehr noth, als ja der Nachwuchs" in die Walhalla der Schachspielkunst erst eingeführt werden muss, während den altbewährten Recken an ihres Namens unvergänglichem Glanze selbst dann kein Abbruch geschieht, wenn sie einmal gar keinen Preis davontragen sollten, wie z. B. diesmal wieder der geniale Paulsen.... Neben dem Meisterund Hauptturnier lief also ein Nebenturnier für schwächere Spieler hin und die weiteren Preise für dasselbe bestanden aus werthvollen, schöngebundenen Schach- und sonstigen literarischen Werken, die von Dr. Max Lange und der Verlagshandlung Veit & Comp. dem Congresscomité in liberalster Weise zur Verfügung gestellt worden waren. Die weiteren Preisträger im Nebenturniere waren die Herren Studierenden Ohlert (Johannea), Engelhart (Johannea) und Kähne aus Halle (früheres Mitglied der „,Augustea"), ein starker Spieler, der zum Hauptturnier leider zu spät eingetroffen war, daher sich nur noch am Nebenturnier betheiligen konnte.

Es dürfte in diesem „Preisverzeichniss" wohl aufgefallen sein, dass des zweiten Preises im Meisterturnier mit keiner Silbe gedacht worden. Warum? Nun, ganz einfach deswegen, weil er nicht zur Vertheilung kommen konnte, indem die über ihn entscheidende Partie bis dahin nicht hatte gespielt werden können. Die einzig möglichen Gewinner desselben, Dr. Göring und Pitschel hatten sich daher in denselben getheilt und überraschten jetzt die Festtafel mit einem hochsinnigen Entschlusse. Sie spendeten denselben nämlich der ,,Bundescasse" unter der Bedingung, dass ein Wettkampf (Match) zwischen den beiden deutschen Grossmeistern Anderssen und Paulsen zu Stande komme und dem Gewinner des Matches dieser zweite Meisterpreis (im Betrage von 120 Mark) ausgezahlt werde. Die beiden Schachstrategen erklärten sich hierzu bereit, und so erhielt denn dieser zweite mitteldeutsche Schachcongress ein hochinteressantes herrliches Nachspiel, das den Congress an Dauer sogar übertraf.

Was sollen wir weiter berichten? Dass jetzt die Champagnerpfropfen lustig gegen die Decke zu knallen begannen und unter dem die Geister erlösenden Einflusse feurigen Rebenblutes eine glänzende Rede die andere, ein schwungvoller Toast den andern drängte, nachdem das Signal hierzu durch Gottschalls sonore Initiative gegeben war, dass Anderssen und M. Lange nicht zurückblieben, sondern sich auch als Meister der Kunst des Wortes bewährten? Es versteht sich ja Alles von selbst! Den Vogel schoss aber zuletzt Dr. Göring, der philosophische Schachmeister, ab, indem er, perorirend und toastirend, mit einer Idee hervortrat, die, seltsam, wie sie im ersten Augenblicke an das Ohr der Festversammlung tönte, doch alsbald zündend in die Gemüther fiel und begeisterten Wiederhall fand. Er schlug nämlich vor den „Altmeister" im nächsten Jahre eine Partie (gleichsam eine Haupt- und Staatspartie) in Gestalt eines Jubiläumspreises gewinnen zu lassen, d. h. kurz heraus gesagt, zu Anderssens in das Jahr 1877 fallendem fünfzigjährigen Schachjubiläum einen Jubelcongress zu veranstalten. (Der Gross- und Hochmeister hat nämlich schon im neunten Jahre seines Lebens mit dem königlichen Spiele begonnen; der „Altmeister" xar' §ozýv ist somit xať’ gozýv gar kein Altmeister!) Die Idee fand, wie gesagt, begeisterten Widerhall; wünschen wir ihr lebenzeugende Schöpferkraft! Wenn diese Gelegenheit nicht den „,mitteldeutschen Schachbund" galvanisch ins Leben zaubert, so ist er gewiss für alle Zukunft lebensunfähig.

Doch was! selbst zur Entstehung eines allgemeinen grossen „deutschen Schachbundes" von Reichswegen böte sich hier die schönste Gelegenheit!... Jene Begeisterung blieb kein leerer Hall, sie wurde sofort in klingende Münze umgesetzt und in Folge dessen wanderten alsbald. 700 Mark auf's Papier, die gleich im ersten Anlaufe zu beregter Jubelfeier gezeichnet wurden, ein Resultat, das unter etwa dreissig Theilnehmern an dem Festessen gewiss ein sehr respectables genannt werden muss.

Am Abende wurde sodann noch eine Consultationspartie unter Turnierbedingungen veranstaltet (20 Züge in der Stunde, Controle nach Weckeruhren u. s. w.), à Person 3 Mark Einsatz. Weiss: Paulsen, Pitschel, Schallopp; Schwarz: Anderssen, Flechsig, Metger. Die Weissen eröffneten mit a2-a3. Sapienti sat! Die Partie bot sehr spannende Phasen, ging aber zuletzt unter der überwiegenden, von holdestem Leichtsinn inspirirten Leitung Schallopp's für die Weissen einem jähen Untergange entgegen. Die Zeit war wie bis auf die letzte Secunde ausgemessen und ausgenützt, denn eben verkündeten Leipzigs Thurmuhren Mitternacht.

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Auf Wiedersehen denn im Jahre des Heils 1877! Vivat, crescat, floreat der mitteldeutsche Schachcongress, vor allem aber crescat!

W.

Partien aus dem Meisterturnier.

C. BERBER.

3696. Abgelehntes Königsgambit.

Gespielt am 10. Juli 1876.

A. ANDERSSEN. 6. cd, Lb6! (nicht Lb4+ wegen Ld2!) 7. Ld3, Rg; 8. Rg, Sc6 etc.

Weiss.

Schwarz.

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