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hat, die mit dem Zollstock zu messen sind, allein trotzdem ist die hier in Betracht kommende Situation bereits recht klar geworden. Als Hauptanforderungen an directe Aufgaben kann man bezeichnen: 1) Pointe;

2) Matreinheit;

3) Oeconomie der Mittel;

4) Vermeidung von Nebenlösungen bei der Hauptvariante. Unter Hauptvariante bei 4 wird diejenige verstanden, in welcher die Pointe (die Idee) des Problems ihren Ausdruck findet. Von einigen Seiten wird nun ausserdem noch als Nr. 5 verlangt, dass überhaupt alle Varianten von der Länge des Hauptspieles von Nebenlösungen frei seien. Nebenlösungen letzterer Art bezeichnet man als doubles coups und erklärt sie für eine Schwäche der Com. position. Zweck dieser Zeilen ist eine Analyse der Existenzberechtigung des Doppelzuges und möge zunächst ein Beispiel des sogenannten dual move vorgeführt werden.

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Mat in vier Zügen.

Die nebenstehende Aufgabe ist die 58. der Kohtz-Kockelkorn'schen Samm

lung und erschien als Nr. 3838 auch im Januarhefte 1875 dieser Zeitung. Ganz kurz lautet die Lösung:

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Zieht Schwarz 2) Se5-g4, so kann Weiss entweder durch 3) Le4-f3 oder durch 3) Le4-g6+ das Mat im vierten Zuge erzwingen. Diese doppelte Möglichkeit ist ein double coup, welcher gegen die Anforderung 5 verstösst.

Um nunmehr zu den obigen 4-5 Forderungen zurückzukehren, so ist nicht ohne Absicht die Forderung der Pointe in erste Reihe gestellt. Eine Aufgabe ohne Pointe ist eben keine Aufgabe, sondern nur eine einfache Matführung. Pointelose Probleme sind ebenso wenig Probleme, wie das einfache Reimen von Herz und Schmerz,

Lust und Brust und dergl. ein Gedicht. Ist auch gerade der Begriff von Pointe ein nicht zu definirender, so giebt es doch für den einigermassen geübten Kenner Anhaltspunkte genug, um zu entscheiden, ob dem Schiller'schen Geist fordere ich vom Dichter" genügt sei. Die Beurtheilung der Pointe wird und muss somit stets in allererster Linie rangiren.

Ueber die Reihenfolge von 2, 3 und 4 resp. 5 mag sich rechten. lassen, auch muss zugegeben werden, dass manche leidliche Aufgaben existiren, in denen den Forderungen 2, 3 und 4 nicht vollständig genügt ist. Da indess (von Nr. 5 vorläufig abgesehen) in neuerer Zeit zahlreiche Probleme geliefert worden sind, die den Forderungen 1, 2, 3 und 4 in allen Punkten gerecht werden, so müssen die leidlichen. Probleme gegen die guten zurück treten, wenn auch die WerthDifferenz in einzelnen Fällen eine recht kleine sein mag.

Bevor nun die fünfte Forderung, welche den Bogen für leidliche und gute Aufgaben ganz bedeutend höher spannt, näher erörtert wird, ist ein kurzer Blick auf das sogenannte Hauptspiel und die Varianten nöthig.

Alle Schachaufgaben lassen sich in zwei Hauptgruppen bringen, variantenreiche und variantenarme, beziehentlich variantenlose. Variantenarme sind nur dann vorhanden, wenn die Hülfsmittel der zu besiegenden Partei entweder sehr beschränkte sind, oder wenn die vorhandenen Vertheidigungskräfte durch starke Matdrohungen und Patstellungen nicht zur Entfaltung kommen können. In letzteren Umständen liegt die Schwäche der variantenarmen Probleme, eine Schwäche, die nur in den seltensten Fällen durch sehr scharfe Pointe genügend paralysirt werden kann. Trotzdem müsste den variantenarmen Aufgaben unter allen Umständen der Vorzug eingeräumt werden, falls der double coup im Stande wäre, die Tiefe und grossartige Anlage guter, variantenreicher Probleme entscheidend zu schädigen. Es bleibt keine Wahl, wie auch die Herren Kohtz und Kockelkorn beweisen, entweder fort mit der dual-Theorie oder Rückkehr zum variantenlosen Stamma-Stile! Ist die dual-Theorie logisch haltbar, so muss die ungeheure Mehrzahl der variantenreichen Aufgaben zu den diis minorum gentium gehören und nur der Thor würde sich auf die Composition derartiger undankbarer, ziemlich werthloser Aufgaben verlegen. Allein die Theorie des Doppelzuges ist logisch unhaltbar, sie scheitert am Begriffe und Charakter des Hauptspieles. Oben sind

die 4 Cardinalforderungen an ein gutes Problem bezeichnet worden. Dualisten und Anti-Dualisten leugnen nicht, dass 1) Pointe, 2) Mateinheit etc. ganz oder grösstentheils für eine gute Aufgabe unerlässlich seien. Diese 4 Forderungen stellen beide Theile zunächst an das Hauptspiel, die Hauptvariante des Problems. Das Hauptspiel einer zügigen Aufgabe kommt also in derjenigen zügigen Variante zum Ausdruck, welche am vollständigsten den 4 Grundforderungen genügt. So weit sind die streitigen Parteien einig, jetzt aber trennen sich die Wege, indem die Dualisten die 4. Forderung und nur die 4. Forderung auch auf die zügigen Nebenvarianten ausdehnen. Diese einseitige Ausdehnung widerspricht indess allen Gesetzen der Logik. Entweder müssen alle vier Forderungen auf die zügigen Nebenvarianten ausgedehnt werden oder keine einzige. Allermindestens muss zugegeben werden, dass es unzulässig ist, eine Forderung untergeordneten Ranges auf die Nebenvarianten auszudehnen. Untergeordnet ist die Forderung 5 nämlich jedenfalls, wenn auch am Ende nicht unter 2, 3 und 4, so doch unwiderlegbar unter Nr. 1 der Pointe. Die Dual-Theorie verrennt sich in eine eigene Sackgasse. Die Forderungen 1-4 für das Hauptspiel kann sie nicht umgehen. Fordert sie nun weiter Nr. 5 für die Nebenvarianten, so kann consequenter Weise je nach Laune oder Belieben jeder Kritiker für die Nebenvarianten Matreinheit, Pointe und Oeconomie der Mittel mit gleicher Berechtigung fordern. Völlig gleichberechtigt können sich Oeconomisten, Puristen und Pointisten den Dualisten gegenüber stellen.

Damit wäre aber das Signal zum totalen Zusammensturz der Problem-Composition gegeben. Probleme, die in der Hauptvariante und in den Nebenvarianten von der Länge des Hauptspieles sämmtlichen Forderungen 1-4 entsprechen, sind aus in der Sache liegenden Gründen nicht möglich. Andrerseits ist einseitige Ausdehnung einer Forderung auf die Nebenvarianten logisch total falsch und muss zu chaotischer Verwirrung Anlass geben. Darum stimme auch ich ein in das: Fort mit dem Doppelzuge!

Es ist möglich, dass die Problem-Darstellung eine noch höhere Vollendung erreichen wird, als sie bis jetzt erreicht hat. Statt vier oder n Forderungen wird man vielleicht in nicht zu ferner Zeit eine grössere Zahl Bedingungen an das Hauptspiel einer guten Schachaufgabe knüpfen. Wollte man indess zugeben, dass je nach Belieben

eine einzelne Anforderung an das Hauptspiel auf Nebenvarianten von der Länge des Hauptspieles übertragen werden könne, so würden Componisten und Kritiker wohl thun, ihre Schachfiguren da im Meere zu begraben, wo es am tiefsten ist.

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