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um sich von dem alten Meister in die Theorien der edlen Schachkunst einweihen zu lassen. Es war eine Marotte Grimm's, sich für einen Proscribirten zu halten, dessen Rückkehr nach Oesterreich von Seite der Regierung unübersteigliche Hindernisse in den Weg gelegt werden würden. Diesen Wahn nahmen ihm einige Pester Freunde, welche ihm ohne alle Mühe die Erlaubniss, sein Vaterland wiedersehen zu dürfen, durch das ungarische Ministerium erwirkten. So kam der alte Mann vor ungefähr acht Jahren nach Wien und Pest zu Besuch ein Fremdling, der sich nicht in die neuen Verhältnisse finden konnte. Heimweh trieb ihn noch vor Ablauf seines Urlaubes wieder nach Konstantinopel zurück.

Dort starb er im Jahre 1869, betrauert von seiner Schwester Schommer, einer armen Schauspielerswittwe, deren einzige Stütze der selbst Hilfsbedürftige bis dahin gewesen.

August Ehrmann.

Einer der jüngsten Nummern der National-Zeitung entnehmen wir die Nachricht von dem zu Donaueschingen im einundneunzigsten Lebensjahre erfolgten Dahinscheiden des altehrwürdigen Schachveteranen August Ehrmann. Namentlich den älteren Schachfreunden Deutschlands und in den rheinischen Schachkreisen bekannt, hat sich dieser biedere, mildthätige, liebenswürdige Greis, der übrigens eine recht respectable Spielstärke und ein noch respectableres Vermögen besass, allenthalben ein bleibendes Andenken geschaffen. Nicht ohne Rührung erinnern wir uns eines Tages im Jahre 1868, an welchem der Verstorbene, von einer glücklich bestandenen Augenoperation (aus Berlin?) zurückkehrend, Leipzig berührte und mit Minckwitz im Local der Augustea eine Partie wechselte. Auch wird noch lange die Anekdote coursiren von dem letzten Schachspieler Frankreichs (wie Ehrmann als Einwohner Strassburgs im Scherz vor 1870 sich nennen konnte) und dem ersten Deutschlands (ein Schachfreund in Kehl), die häufig zusammen gekämpft haben. Den Westdeutschen aber, an deren Congressen er wenigstens einmal theilgenommen hat, pflegte er zeitweilig sein Andenken aufzufrischen durch ein Lebenszeichen in Gestalt einer Strassburger Gänseleberpastete oder eines Korbes Champagner.

Die Nationalzeitung schreibt unter „Plaudereien aus dem Elsass": Ein jüngst in Donaueschingen verstorbener Rentier, ein geborener Strassburger, August Ehrmann mit Namen, hat den grössten Theil seines beträchtlichen Vermögens wohlthätigen Anstalten seiner Vaterstadt hinterlassen, und erhält den Löwenantheil davon mit einer runden Million Franken das Bürgerhospital Strassburg für Gründung und Unterhaltung einer Rekonvaleszenten - Anstalt. Ferner sind 150,000 Franken dem protestantischen Gymnasium vermacht zu Stipendien für in Elsass geborene Schüler, sowie für solche Studirende auf der Strassburger Hochschule. Andere 150,000 Franken erhält die Anstalt für verschämte Arme in Strassburg, 50,000 Franken das Armenbureau, 20,000 Franken die Blindenanstalt in Illzach, OberElsass, und in gleicher Weise wird noch eine grössere Anzahl von milden Stiftungen, hauptsächlich in Strassburg, mit Posten von je 20,000 Frs. bedacht. In Summa betragen diese Zuwendungen den ansehnlichen Posten von 1,511,000 Franken. Jeden Pomp bei seinem Leichenbegängnisse hatte sich der Verstorbene in seinem letzten Willen verbeten, und verlangt, dass er an dem Orte beigesetzt würde, wo er gestorben sei. „Ich wünsche", so lautet es in dem Testamente, ,,dass meine Hülle womöglich eingeäschert werde. Sterbe ich anderswo als in Strassburg, so will ich nicht, dass mein Körper transportirt werde. Ich will kein Denkmal auf meinem Grabe. Ein einfacher Stein mit meinem Namen, dem Datum der Geburt, 15. März 1786, und dem Datum meines Todes genügt:" Diesem letzten Willen ist in jeder Beziehung nachgekommen worden. Sein Name wird ohnehin fortleben im Gedächtnisse der Menschen, namentlich der vielen Unglücklichen, deren Loos er in so grossmüthiger Weise zu erleichtern wusste.

Die von uns gesperrt wiedergegebene Schlussbemerkung der Nationalzeitung, welche gewiss nur begründet ist, darf sich auch auf diejenigen Schachfreunde, die Ehrmann gekannt haben, beziehen, natürlich ohne den materiellen Hintergrund, wiewohl wir schliessen möchten frei nach Schiller:

Wer wird künftig wohl Pasteten schicken,
Oder gütig sie mit Sect erquicken,
Wenn die rheinischen Kehlen durstig sind?

Labourdonneltzky.

T. M. Brown.

Die amerikanische Schachwelt hat einen der talentvollsten Problemverfasser verloren. T. M. Brown, auch unseren Lesern hinlänglich bekannt, ist am 25. September d. J. zu Penn Yan (N. Y.) verstorben.

Clipper-Turnier zu New York.

Abermals ist in New York ein Turnier von grösserem Umfange im Zuge. Der Stand der stärksten Theilnehmer ist zur Zeit fol

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Am besten stehen sonach Bird, Delmar und Ensor; vielleicht wird sich Ersterer einmal an seinen amerikanischen Collegen revanchiren. Mr. Mason, der erste Sieger im Philadelphia-Turnier, scheint diesmal vom Glück verlassen worden zu sein.

Zum Feierabend.

Unter vorstehendem Titel erscheint in Cöln eine Separatausgabe des Sonntagsblattes der „,Handels- und Börsenzeitung für Rheinland und Westphalen". In diesem kleinen Unterhaltungsjournal hat nun jüngst ein rheinischer Schachfreund eine ganz besonders anmuthige Schachspalte eröffnet, aus welcher wir unsern Lesern nachstehend eine Probe mittheilen:

Zu Aufgabe Nr. 4, dem in Düsseldorf preisgekrönten Problem Berger's heisst es:

,,Ob unser Correspondent in Coblenz sie lösen wird, scheint sehr fraglich, nachdem er bei Nr. 1 so flüchtig war, zu übersehen, dass

nach .... das Bäuerlein a2 zur Dame marschirt und das Mat verhindert. Bevor derselbe den Lösungsversuch erneuert, möge er in der Geschwindigkeit aufstellen und lösen:

Aufg. Nr. 5 von Herrn Reinhold Schwarz in Berlin.

Weiss. Kh4; Dc3; Tf8; Le8; Sg2; Bb2.

Schwarz. Ke4; Te2; Sa5.

Weiss zieht an und setzt mit dem dritten Zuge Mat.

Für den Schneider Lapps ist Alles dies noch zu schwer. Wer hat ihm eingegeben, in Aufgabe Nr. 1 nach ..... den Schwarzen Sg2-f4 spielen zu lassen? Gewiss der Lehrjunge Fipps, dem er die Vertheidigung anvertraute, und damit derselbe ihm keine solchen. Streiche mehr spiele, lasse er ihn an folgendem Stücklein sich üben, welches unser kleiner Freund, der Quartaner Fritz, eigens für ihn zusammenstellte.

Aufg. Nr. 6 vom Quartaner Fritz.

Weiss. Ka6; Td1; Lb8, f1; Sc5, g1; Bg3.

Schwarz. Ke3; Th2; Lg4; Sf8; Bc3, e4.

Weiss zieht an und setzt mit dem zweiten Zuge Mat. Fritz verspricht Fipps, dem Lehrjungen noch manches kleine Problem, wenn dieser hier eine ganz ausführliche Lösung angiebt, in welcher besonders diejenigen sieben Züge des Schwarzen notirt sein müssen, welche sieben verschiedene Matzüge des Weissen erzwingen.* Aber Meister Lapps darf nicht helfen; darum baue er auf und löse:

Aufg. Nr. 7 von Herrn L. v. Bilow in Stralsund.

Weiss. Kd3; Df3; Lc3; Se4; Bd6.

Schwarz. Ke6.

Weiss zieht an und setzt mit dem dritten Zuge Mat. Für Carl Dr. in Aachen wollte unser Fritz keine Aufgabe machen: „Der kann noch gar nichts", sagte er, „Der kauft sich am besten den vortrefflichen Schachkatechismus von Portius und übt sich an dessen schönen Partien und Aufgaben; wenn er dann nach einem Vierteljahre wiederkommt und etwas gelernt hat, mache ich ihm auch eine besonders gute Aufgabe."

* Da hat man aber dem armen Lehrjungen eine böse Nuss zu knacken gegeben. Fipps fragt bei uns im Vertrauen an, ob 1. La7 richtig sei? Der Redacteur zieht muthig und boshaft 1. ..., Th5! und siehe da es geht nicht! Ja ein vergessnes Bäuerlein bringt oft dem Löser viole Pein! D. Red.

Vermischte Mittheilungen.

Das Turnier in Philadelphia hat trotz der für einen nationalamerikanischen Wettkampf sehr ansehnlichen Preise nur wenig Theilnehmer angelockt. Ausser den Kämptern Philadelphia's: Elson, Davidson, Roberts, Martinez und Barbour traten blos noch vier Spieler ein. Diese vier waren Mason aus New York, Ware aus Boston, Max Judd aus St. Louis und der „,english champion" Mr. Bird. Das Turnier blieb somit hinter dem jüngst in New York ausgefochtenen erheblich zurück. Den Verlauf der Partien zeigt die nach

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Zu dieser Tabelle ist als Erläuterung nur noch hinzuzufügen, dass Mr. Martinez' Partien bei Ziehung der Summen ungerechnet blieben. Der genannte Herr spiélte nämlich nur die 4 Partien gegen Davidson und Mason und sah sich sodann genöthigt, wegen Zeitmangel zurückzutreten. Sonach gewann den ersten Preis Mr. Mason, den zweiten Mr. Judd, den dritten Mr. Bird. Den vierten und fünften theilten Mr. Elson und Mr. Davidson. Die Summe der Preise betrug (ausser einem vom Gouverneur von Arkansas gespendeten Silberbecher) 1000 Dollars.

Die Amerikaner haben nach Schluss des Spielturniers von Philadelphia noch ein Problemturnier grossen Massstabes ausge

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