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Dieß ist nun der Inhalt und die Abtheilung meiner heutigen Frühlehre.

1.

Gott hat nicht seines Gleichen, weder im Himmel noch auf Erden; also gebührt Gott allein die Ehre im Himmel und auf Erden. Gebt also Gott die Ehre und zwar erstens in der Kirche.

Geht also fleißig in die Kirche an Sonn- und Feiertagen; denn es ist ja ein Gebot Gottes: „Du sollst die Feiertage heiligen," und sie werden geheiliget durchs Kirchengehen. Geht aber nicht nur Vormittags, sondern auch Nachmittags in den Gottesdienst; denn der Nachmittag ist auch noch Feiertag und muß durch Gottesdienst geheiligt werden. Versäumt ohne höchst wichtige Ursache niemals eine Predigt oder Christenlehre, wo man Gotteswort vortragt, sonst trifft euch der nämliche Vorwurf, den der Heiland beim Evangelisten Johannes 8, 47 den Juden gemacht hat: „Wer aus Gott ist, der hört Gottes Wort; ihr aber hört es darum nicht, weil ihr nicht aus Gott seid."

Gebt Gott die Ehre und besucht ihn in der Kirche, am Liebsten aber in eurer eignen Pfarrkirche, wo das heilige Meßopfer an Sonn- und Feiertagen ganz allein für die Pfarrkinder dem Herrn aufgc= opfert wird. Eure Pfarrkirche, wo ihr die heilige

Laufe, das geistliche Leben, empfangen habt, und durch den christlichen Unterricht im geistlichen Leben seid erzogen worden, ist ja eure geistliche Mutter uud heißt deßwegen Mutterkirche, wie ihr Pfarrfinder heißt. Gute Kinder lieben doch ihre eigene Mutter immer mehr als andere fremde Mütter: so gehen gute Pfarrkinder immer lieber in ihre Mutterfirche, als in eine fremde Kirche, um so mehr, weil es auch der Wille Gottes ist, daß es die Kinder mit der Mutter und die Schafe mit ihrem Hirten halten.

Gebt Gott die Ehre und geht gern in die Kirche auch an Werktagen, wenn es sein kann. Gott braucht freilich eure Aufwartung nicht; aber ihr braucht Gottes Gnade und Gottes Segen, und diesen findet ihr in der Kirche. Gott selbst sprach zum hohen Priester Heli im ersten Buch der Könige 2, 30: „Wer immer mich ehren wird, den werde ich auch ehren; die aber mich verachten, die werden auch von mir verachtet sein."

Gebt Gott die Ehre in der Kirche. Wer gibt aber Gott die Ehre in der Kirche? Der allzeit frühzeitig und nie zu spät in die Kirche kommt, der die Kirche als das Haus Gottes, als das Haus seines himmlischen Vaters ehrt, und seine eigene Pfarrkirche als seine Mutter liebt. Der gibt Gott die Ehre, der vor Gott demüthig niederkniet, zu

Gott andächtig die Hände aufhebt, fleißig betet und aufmerkt auf das, was er im Gebet mit Gott redet, und was Gott durch die Predigt und Christenlehre zu ihm redet. Der gibt Gott die Ehre in der Kirche, welcher, wie der Publikan, seine Sünden bereut, reumüthig an sein Herz klopft und spricht: Gott, sei mir Sünder gnädig!" Gebt Gott aber die Ehre nicht nur in der Kirche, sondern auch außer der Kirche.

2.

Dazu hat uns ja der liebe Gott erschaffen, daß wir ihm auf dieser Welt die kurze Zeit unsres Le= bens dienen, um dadurch die ewige Seligkeit im Himmel zu verdienen. Gott, unser Herr, ist nicht nur in der Kirche, sondern auch außer der Kirche, zu Hause, auf der Gasse, auf dem Felde, überall bei uns: überall sollen wir deßhalb als seine Diener und Dienerinnen ihm die höchste Ehre erweisen. Auch zu Hause, auf der Gasse, im Felde, überall soll uns der englische Spruch einfallen: „Ehre sei Gott in der Höhe." Ehret also Gott auch außer der Kirche, ehret ihn.

1. durch Beten. Ihr habt vielleicht euer Morgen- und Abendgebet, euer Tischgebet, euern Engel des Herrn oft schlecht oder gar nicht verrichtet; ihr habt vielleicht das Evangelium und andere geistliche

Bücher selten oder gar nicht gelesen, das macht' euch bei Gott keine Ehre, wenn ihr so lau, so träg und nachläßig seid. Da müßt ihr's in Zukunft besser machen. Gott schenkt euch den Tag und die Nacht, ehret ihn dafür, so oft der Tag oder die Nacht anbricht. Gott schickt euch Speis und Trank, bittet ihn, daß er euch beides segne, und dankt ihm für seine Gaben, seid nicht schlechter als eure Hunde, die euch durch Schmeicheleien gleichsam bitten und danken für das Futter, das ihr ihnen gebt. Die Stimme der Glocke, die man Morgens, Mittags und Abends zum Gebet läutet, erinnert euch, daß Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns zu erlösen und selig zu machen. Wer sollte bei einem so großen, göttlichen Geheimniß so unempfindlich sein, daß er den Engel des Herrn nicht beten möchte. Das Evangelium und andere geistliche Bücher sind der Wegweiser zum Himmel: wer soll sich diesen geistlichen Hausrath nicht anschaffen oder nicht gern darin lesen? Ehret Gott

2. durch Arbeiten. Ochsen und Pferde arbeiten nur für den Menschen, weil sie nur für den Men= schen erschaffen sind. Als Menschen seid ihr für Gott erschaffen, ihr müßt also auch für Gott arbeiten. Arbeitet also immer gern, weil der Müßiggang bei Gott verhaßt ist; seid immer gute getreue Knechte und Mägde, weil Gott den guten getreuen

Knechten und Mägden die Freude des Himmels versprochen hat. Opfert alle Tage eure Mühe und Arbeit Gott auf, fangt jede Arbeit im Namen Gottes an, denkt auch unter der Arbeit öfters an Gott: so ehrt ihr Gott durchs Arbeiten. Ehret Gott endlich

3. auch durch Leiden. Ach! zum Leiden gibt es immer was, bald dieß, bald jenes. Aber Christus, der Sohn Gottes selbst, ehrte seinen himmlischen Vater durch Leiden. Er wurde geboren in einem Stalle, er lebte in Mühseligkeit, Armuth und Verfolgung; er starb am Kreuze. Daran denkt, meine Christen! und als Christen, als Jünger Jesu des Gekreuzigten, werdet ihr euch keines Kreuzes schämen; sehet nur jedes Kreuz für einen Kelch an, welchen euch der himmlische Vater einschenkt, und ihr werdet Gott in der Höhe allzeit eine Ehre erzeigen, so oft ihr im Geiste Jesu zu ihm betet: „Vater! ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir; aber nicht mein, sondern dein Wille ge= schehe!“

Ihr habt nun gehört, meine Christen! wie ihr Gott da und außer der Kirche die gebührende Ehre geben sollt. „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens find." Dieß war das Geburtslied, welches die Engelschaar am Himmel im vollen Jubel gesungen hat in

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