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daß es auf Erden und im Himmel kein größeres Gut für uns geben könne, als Gottes Willen thun. Das heißt streiten, das Wort Gottes stets im Gedächtniß oder vielmehr im Herzen behalten und dadurch alle Anfälle der Versuchung zurücktreiben.

Deßwegen sagt der h. Paulus: „Rüstet euch in Allem mit dem Schilde des Glaubens; denn dadurch könnt ihr alle feurigen Pfeile des Feindes entkräften." Deßwegen empfiehlt die h. Schrift so oft die Furcht Gottes, weil diese alle Versuchung vereitelt und aller Sünde den Eingang in's Herz versperrt. Darum ließ sich auch der h. Sebastian von seinem Kaiser nicht überreden, den christlichen Glauben zu verläugnen und den heidnischen Göttern zu opfern, weil er gerüstet war mit dem Schilde des Glaubens und der Gottesfurcht, die alle Anreizungen und Versuchungen zum Bösen zurückhält.

Der Kaiser ließ aber nicht nach und suchte noch mit guten Worten den h. Sebastian dahin zu bringen, daß er das Christenthum abschwören und Christus lästern sollte. Da schaute der h. Sebastian mit ernstem Blick dem Kaiser ins Angesicht und sagte: „Ich diene meinem Heiland schon lange, und er hat mir niemals etwas zu Leid gethan, wie sollte ich denn meinen König und Heiland lästern!"

O! ich weiß nicht, meine lieben Christen! wie mir diese Worte, ich mag sie noch so oft lesen, das

Herz erheben! Es liegt so etwas unaussprechlich Großes in diesen Worten, das mich mit Achtung und Ehrfurcht erfüllt. Das nenne ich geantwortet! Das nenne ich einen starken Christensinn!

daß doch nur ein Funke von diesem Christenfinn auch in uns lebendig würde! O daß uns bei jedem Anlaß zur Sünde diese Antwort wie ein Engel Gottes ins Herz spräche: „Du willst deinen Gott und Heiland beleidigen? Sieh! er hat dir nichts zu Leid gethan, und du willst ihn beleidigen?"

Als der Kaiser sah, daß er mit guten Worten nichts ausrichten konnte, nahm er seine Zuflucht zu den schärfsten Drohungen. „Ich will dich,“ sagte er zum h. Sebastian, „ich will dich an einen Baum binden und daran mit Pfeilen todt schießen lassen, wenn du deinen Sinn nicht änderst." Der h. Sebastian gab hierauf dem Kaiser zur Antwort: „Wir Christen lassen uns durch deine Drohungen nicht irre machen und durch deine Martern nicht abschrecken von unserm Glauben an Jesus Christus. Wir wissen um keine Sinnesänderung, die uns aus guten zu schlechten Menschen machen würde. Doch was säumst du? laß kommen, was du nur willst!"

Wahrlich, meine christlichen Zuhörer! das ist ein Gespräch zwischen zwei Menschen, so merkwürdig wie nur wenige. Aus dieser Antwort könnt ihr einsehen lernen, wie stark und muthvoll das Chri

stenthum macht. Der Kaiser steigt in seinen Drohungen; der Christ in den Aeußerungen seines Muths. Der Kaiser droht mit Allem, womit Menschen drohen können; der Christ kennt keine andre Furcht, als die Furcht vor Demjenigen, der Leib und Seele verderben kann. Alle Martern, alle Schmerzen des Todes sind ihm Nichts gegen die Ewigkeit. Der Kaiser redet von Sinnesänderung; und der Christ kennt keine Aenderung, außer vom Schlimmen ins Gute, vom Irdischen ins Himmlische. Der Kaiser will erschüttern; der Christ steht unerschütterlich wie ein Fels.

Und nun wurde vom Kaiser der Befehl gegeben, man solle ihn ins Gefängniß schleppen, bis ihm sein Todesurtheil angekündigt würde. Der Befehl ward vollzogen, und der h. Sebastian betete nun im Gefängnisse Tag und Nacht, um sich Kraft und Muth zu den kommenden Leiden zu erflehen; er betete für Jedermann, für den heidnischen Kaiser sowohl als für die Christen, die sein Leben gern mit dem ihrigen erkauft hätten.

Das ist wahres lebendiges Christenthum: nicht flagen, nicht seufzen über böse Zeiten, sondern bitten um Kraft und Geduld, alles Böse zu ertragen, das man nicht heben und verhindern kann; nicht verdammen die bösen Menschen, sondern bitten für die Guten, daß sie es bleiben, und für die Bösen, daß

sie aufhören, es zu sein! Das ist wahres lebendiges Christenthum, mit Wort und Beispiel daran arbeiten, daß die Guten gut bleiben und die Bösen gut werden.

Unterdessen befahl der Kaiser, man solle dem h. Sebastian sein Todesurtheil hinterbringen. Unser Heiliger ward nicht im Geringsten bestürzt, als man ihm die Nachricht brachte, er wäre zur Marter vor= gefodert. Des Herrn Wille geschehe!" sonst sagte er Nichts.

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„Des Herrn Wille geschehe!" seht da, meine lieben Christen! seht da die Hauptgesinnung des Christen! In trüben und in heitern Stunden ist dieß der Spruch seines Herzens: „Gottes Wille geschehe an mir!" Oder vielmehr eben deßwegen, weil der Christ kein andres Glück kennt als die Vollbringung des göttlichen Willens: so gibt es für ihn keine so trübe Stunde, die der Gedanke: Gott will es so!" nicht aufheitern fönnte.

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Ja, mein Christ! der du mich hörst, glaub es fest: wie deine Hingebung in den Willen Gottes, so ist dein Christenthum. Da frage ich mich nun wie vor Gottes Angesicht, und bitte, meine Christen! daß ein Jeder von euch sich selbst frage wie vor Gottes Angesicht: „Mein Herz! wie bist du gegen deinen Vater im Himmel gesinnt? Bist du auch ein gutes Herz gegen ihn?" Zwar machst du viele Vorsäge;

aber ein bittres Wort, ein scharfer Blick, eine Arbeit, die dir nicht gelingt, eine leichte Versuchung zur Wollust, ein geringes Leiden zeigt, wie schwach deine Vorsäge sind. O mein Herz! du versprichst deinem Gott so Viel und hältst so Wenig, bist so stark außer und so schwach in der Gelegenheit zur Sünde!

Demüthige dich nur, mein Herz! vor deinem Gott; bekenne es nur, du bist gegen ihn nicht recht gesinnt; du hast gar oft deinen Willen lieber als den Willen Gottes. Sieh, wie dich das Beispiel des h. Sebastian beschämt! Ihm geht der Wille Gottes über Alles, und du hast so wenig Freude an dem Willen Gottes, als der Kranke Lust zum Essen hat! Ihm war der Wille Gottes lieber als sein Leben, und dir ist jede Ueberwindung deiner bösen Begierden und Lüste so bitter wie der Tod. Er redete mit Denjenigen, welche ihm das Todes= urtheil ankündigten, als wie mit Menschen, welche ihm gar keine unangenehme Nachricht brachten, und du zitterst schon bei dem Anblick deines Kreuzes wie ein Kind vor einer fremden Gestalt!

Nun kamen die Soldaten und Gerichtsdiener und führten den h. Sebastian auf den Gerichtsplah, wo er an einen Baum gebunden und mit Pfeilen durchschossen wurde.

O schaut hierher, meine Christen! schaut hierher

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