Sidor som bilder
PDF
ePub

Wie in der Aussprache, ist auch in der Formenlehre durch Gliederung Einfachheit und Klarheit, durch Konzentration Kürze, durch Zusammenordnung Übersichtlichkeit angestrebt. Da zugleich mit der englischen Formenlehre die Elemente der Syntax verbunden sind, so ist schon in diesem ersten Lehrgang etwas relativ Vollständiges geboten. Die Regeln sind viel weniger verteilt als im Lehrbuch, und so ist der Fortschritt ein sehr rascher, wie denn z. B. im zweiten Kapitel gleich das ganze Hilfszeitwort to have und so nachher to be zur Behandlung kommt. Die unregelmässigen Zeitwörter kommen leider erst ganz am Schlusse des Buches, während sie, wenn auch vielleicht zunächst in etwas einfacherer Form, recht passend nach Kapitel 9 eingeschoben werden könnten und dann etwa nochmals in einem alphabetischen Verzeichnis am Schlusse. Die Übersetzungsübungen sind nicht zusammenhängende Stücke, sondern einzelne, ziemlich gehaltvolle Sätze; diese bilden ja für den Anfangsunterricht das einzig geeignete Sprachmaterial, wie dies im Vorwort in treffender Weise begründet wird. Das entgegengesetzte Verfahren ist psychologisch ebenso unrichtig, wie wenn man im muttersprachlichen Unterricht den jungen Schüler mit kleinen Erzählungen beginnen lassen wollte, bevor er auch nur die Buchstaben an Silben und einzelnen Wörtern erlernt hätte. In dem Schlufsabschnitt dagegen, wo die Schüler bereits die Elemente der Grammatik kennen, findet sich eine schöne Zahl zusammenhängender Stücke, teils in englischer, teils in deutscher Sprache. Die Fassung der Regeln ist ebenso genau als klar und deutlich; eine so starke Anhäufung derselben, wie wir sie z. B. in den Lehrbüchern von Imm. Schmidt und Gesenius treffen, ist glücklicherweise vermieden nichts ist in der That für einen gedeihlichen, auf Selbstthätigkeit des Schülers beruhenden Unterricht so hemmend als eine solche Einrichtung.

Wenn somit das Buch in didaktischer Beziehung unbestreitbar Anerkennung verdient und dem bewährten pädagogischen Takt und Talent des Verfassers nur Ehre macht, so ist es dagegen durch eine Recension (vom Centralorgan für die Interessen des Realschulwesens 1884, Oktober) in fachwissenschaftlicher Beziehung scharf angegriffen worden. „Wenn auch überwiegend nach Regeln und Übungsmaterial empfehlenswert,“ so lautet das Haupturteil, ,,sei diese Schulgrammatik jedenfalls nur mit Vorsicht und unter Kritik eines kundigen Lehrers zu benutzen." In einer Antikritik (ib. 1885, Nr. 1) sind aber eine gröfsere Zahl der Ausstellungen als unbegründet oder zweifelhafter Art abgewiesen, einige andere auf das richtige Mafs blofser Druckfehler zurückgeführt worden, und der ursprüngliche Recensent gesteht dann in einer Schlufsbemerkung zu, dafs die (weiter unten zu erwähnenden) guten Seiten des Buches eine ausdrückliche Erwähnung verdient hätten, während die Einschränkung des empfehlenden Urteils eine zu scharfe Form erhalten habe." Dazu fällt nun noch in Betracht, dafs auf Veranlassung der genannten Besprechung mehrere Bogen des Buches vollständig umgedruckt worden sind, wodurch den meisten begründeten Einwendungen Rechnung getragen ist, wie Schreiber dieser Zeilen aus den ihm zugekommenen Abzügen sich selbst überzeugt hat. Aus diesen Gründen wird man wohl sagen können, dafs bei der Sorgfalt und Zuverlässigkeit, wie sie in den Zimmermannschen Lehrmitteln meistens sich kundgiebt, auch diese Schulgrammatik ohne Bedenken im Unterricht verwendet werden darf und dafs sicherlich Lehrer wie Schüler an dem überdies sehr schön ausgestatteten Buche ihre Freude haben werden. „Zweckmässige Behandlung der Aussprache, Fafslichkeit und nicht zu grofser Umfang der Regeln, angemessener Inhalt der Übungsstücke" (v. Centralorgan) sind in der That Eigenschaften, welche ein englisches Schulbuch in hohem Grade zieren und welche allein es zu einem im wahren Sinne guten und brauchbaren Lehrmittel machen, sollte sogar immer noch da und dort ein etwas zweifelhafter Satz oder Ausdruck stehen geblieben sein.

Es bleibt nun nur noch eine Frage zu besprechen, die bei der Schulbücherkritik unseres Erachtens nicht immer mit der wünschenswerten Schärfe und Sicherheit klar gestellt, oft sogar ganz übersehen wird, obgleich sie für die Unterrichtspraxis von höchster Bedeutung ist. Die gröfsten Mifserfolge des Lehrers rühren nämlich sehr häufig nur daher, dafs er es nicht verstanden hat, ein für die betreffende Altersstufe passendes Lehrmittel auszuwählen. Auf die blofsen Titelangaben ist eben oft kein Verlafs; oder es kommt auch vor, dafs dieselben nicht recht beachtet werden. Was Zimmermanns Schulgrammatik betrifft, so läfst sich mit Bestimmtheit sagen, dafs dieselbe wegen des darin eingeschlagenen raschen Ganges durchaus nur für Schulen pafst, wo der englische Unterricht bei schon ziemlich vorgeschrittenem Alter und verhältnismäfsiger geistiger Reife der Schüler begonnen wird; Realgymnasien und ganz besonders auch Gymnasien sind also die Anstalten, wo das Buch mit grofsem Vorteil gebraucht werden kann. Viele Lehrer werden es für vollkommen genügend erachten, diesen ersten Lehrgang durchzunehmen, um nachher der Lektüre um so mehr Zeit widmen zu können; wer nicht dieser Ansicht ist, wird in dem bald erscheinenden zweiten Lehrgange zweifellos eine entsprechende Fortsetzung finden.

Noch eine andere Art der Verwendung dieses Buches dürfte sich aber als sehr zweckmäfsig erweisen; wir meinen nämlich, dafs es auch treffliche Dienste leisten würde als Fortsetzung irgend eines ganz einfach gehaltenen Vorkursus oder Elementarbuches, wie die von Berg-Herrig, Westly-Albrecht u. a. Wer genügend praktische Erfahrung hat, wird zugeben müssen, dafs es doch immer wieder die Elemente sind, gewisse Punkte der Formenlehre, worüber auch bei vorgeschritteneren Schülern noch Verstöfse und Unsicher heiten bemerkbar werden. Mit einer Wiederholung der Hauptsachen aus der Formenlehre, zugleich mit den Elementen der Syntax, in neuer, ansprechender Form und rascherem Gang (wie gerade an der Hand dieses Buches möglich ist) könnte wohl in den meisten Schulen viel mehr erreicht werden, als mit den jetzt gebräuchlichen, weitläufigen Mittel- und Oberstufen von Plate, Degenhardt etc. So ist denn nur zu wünschen, dafs möglichst bald mit dieser Schulgrammatik zahlreiche praktische Versuche der einen oder anderen Art gemacht werden; sicherlich wird es kein Lehrer bereuen, der dies thut. Der gute Erfolg wird nicht ausbleiben, weil auf sicherer, längst durch die Erfahrung bewährter Bahn vorwärts geschritten wird. Karlsruhe. Prof. J. Gutersohn.

J.-B. Bossuet, Ausgewählte oraisons funèbres, für den Schulgebrauch erklärt von Dr. Völcker. Leipzig, B. G. Teubner.

115 S.

Man braucht hinsichtlich der Wertschätzung Bossuets nicht auf dem Standpunkte der Franzosen zu stehen, in deren collèges fast sämtliche oraisons des Bischofs von Meaux den Memorierstoff bilden, und kann diesem Schriftsteller doch eine mafsvolle Verwendung im Rahmen unserer Schullektüre zuweisen, wäre es auch nur der klassischen Prosa halber, die er bietet, und die der Schüler kennen lernen mufs. (Si des auteurs ont perfectionné notre langue avant l'Évêque de Meaux, celui-ci y a porté une empreinte de grandeur inconnue. d'Alembert, Éloge de Bossuet.) Die oben genannte Auswahl aus den sechs von Bossuet überhaupt veröffentlichten Reden bietet das für unsere höheren Lehranstalten etwa Wünschenswerte, nämlich die drei nach Inhalt und Form bedeutendsten: de Henriette de France, de Henriette d'Angleterre, de Louis de Bourbon. Einer jeden

geht ein Lebensabrifs der Person, die den Gegenstand derselben bildet, und dem Ganzen eine treffliche Skizze über Bossuet und die oraison funèbre überhaupt voran.

Die Anmerkungen halten sich frei von den Fehlern, die Münch in seiner Schrift „Zur Förderung des französischen Unterrichts" so drastisch rugt. Sie sind dem Standpunkte der Schüler oberer Klassen angepasst, und der Interpretation des Lehrers bleibt voller Spielraum gewahrt. Die musterhafte Sprache Bossuets bringt es mit sich, dafs sie meist sachlicher Natur sind. Grammatische Anmerkungen finden sich nur da, wo auffällige Abweichungen vom gewöhnlichen Sprachgebrauche vorliegen, oder wo ein kurzer Hinweis auf einen besonders instruktiven Fall angezeigt erscheint (z. B. S. 64, S. 25: Ces royales mains; man beachte die Stellung des Adjektivs. Das ist doch wohl noch nicht mit der berühmten Anmerkung zu vergleichen: Man beachte die Wortstellung nach dont!).

[ocr errors]

Nur einige Bemerkungen dazu mögen hier Platz finden. Zu den Worten S. 77, § 72: La Providence divine pouvait-elle nous mettre en vue, ni de plus près, ni plus fortement, la vanité des choses humaines? sagt Völcker: ,,Ni de plus près, ni plus fortement statt: ou de plus près, où pl. f., eine nicht blofs bei B. vorkommende Ungenauigkeit." Da der Sinn des Satzes negativ ist, so erscheint der Ausdruck Ungenauigkeit" ein bischen riskiert. Cf. über ni Schmitz S. 342, dessen Beispielen ich noch folgendes aus Mascaron, Or. de Turenne hinzufügen möchte: Je suis bien éloigné de croire que j'aie ni la sainteté ni la gravité du grand Ambroise. - Das jetzt nicht mehr gebräuchliche plutôt für plus tôt (S. 92, § 18) hätte eine Anmerkung verdient. Die Fassung der S. 108 zu § 67 gegebenen Note ist keine glückliche: „Puis-je ne m'arrêter pas; eine abweichende Stellung der Negation." Der Schüler kommt zunächst auf den Gedanken, das Abweichende liege darin, dafs nicht puis, sondern arrêter verneint worden sei, während die dem Sinne nach zu arrêter gehörige Negation diesem richtig hinzugefügt worden ist je ne peux pas ne pas m'arrêter). Es wäre daher deutlicher zu sagen: „Abweichende Stellung der Negation pas" oder statt „, abweichende" lieber seltenere"; denn dafs pas hinter einem einfachen Infinitiv steht, ist nichts Vereinzeltes (Mätz. S. 628). Vergl. übrigens dagegen S. 58, § 8: Nous ne pouvons un moment arrêter les yeux sur la gloire de la princesse, sans que ... S. 72, § 51 hätte noch persévérance finale „das Bebarren im Glauben bis ans Ende" in einer Anmerkung angegeben werden können.

=

Von Druckfehlern seien erwähnt: S. 41 étaient statt était; S. 64 ces statt ses; S. 70 le statt la; S. 73 empressement statt compressement; S. 49 tous statt tout; S. 53 ihrer statt ihre; S. 60 là statt la, épanchant statt épenchant; S. 62 rappelleront statt rappeleront; S. 85 réparer statt reparer; S. 93 de statt des; S. 94 éclat statt eclat; S. 95 répétait statt répetait; S. 97 est-ce là statt est-ce-là. S. 38 ist kurz hintereinander dreimal à statt a zu lesen. S. 91 (Anfang von § 17) ist der Satz arg durcheinander geraten. S. 111, Anm. zu § 79 soll es doch wohl heifsen: Wörter statt Worte. Beim Brechen der Wörter gn zu trennen, ist wohl nicht zu billigen (S. 7, 77, 109). Ebenso mufs S. 43 abgeteilt werden: des-tinée.

Die Paragrapheneinteilung innerhalb jeder Rede erscheint recht nachahmenswert. Auch dieser aufsere Vorzug bestärkt in dem Gefühle, dafs der Herausgeber sich unsere Ausgaben der alten Klassiker zum Vorbild genommen habe.

Zittau.

R. Scherffig.

-

Lamprechts Alexander, herausgegeben von Karl Kinzel. Germanistische Handbibliothek, herausgegeben von Julius Zacher. VI. Halle, Waisenhaus, 1885. LXXX und 543 S. 8.

Die älteren Ausgaben des Alexander entsprechen den heutigen Anforderungen nicht mehr; eine neuere enthält nur eine, freilich interessante Redaktion. So ist Kinzels Arbeit durchaus gerechtfertigt. Sie bietet hinter einer umfangreichen Einleitung, die sich über die Handschriften, die Historia de preliis, das Verhältnis der deutschen Dichtung zu ihren Quellen, ihre Sprache und Metrik, über Abfassungszeit u. a. ausspricht, zunächst die dem Baseler Texte eigentümliche Einleitung (S. 3-24), dann soweit der Vorauer erhalten ist, diesen neben dem Strafsburger (S. 26-172), endlich diesen allein (S. 173-385). Unter dem Text sind die entsprechenden Stellen der Hist. de preliis angeführt, wie denn auch an geeignetem Orte das romanische Alexanderfragment zwischen den beiden deutschen Redaktionen Platz fand. So wird ein klares Bild der Überlieferung gegeben, um so klarer, als der Herausgeber allen textkritischen Gelüsten widerstand und nur da am handschriftlichen Texte änderte, wo grobe und offenbare Verstöfse vorlagen. Einen eigenen Weg geht er in den Anmerkungen, die, anerkennenswert kurz gefafst, dem Sprachgebrauch des Denkmals in der poetischen Litteratur des 11. und 12. Jahrhunderts nachgehen und dadurch dem mhd. Wörterbuche eine ansehnliche Bereicherung schaffen.

Dr. R. Sonnenburg, Grammatisches Übungsbuch der französischen Sprache. Methodische Anleitung zur Einübung der syntaktischen Regeln. Berlin, J. Springer, 1884.

Der Verfasser, als Autor mehrerer tüchtiger Schulbücher vorteilhaft bekannt, bezeichnet das vorliegende grammatische Übungsbuch als eine notwendige Ergänzung zu jeder systematischen Grammatik. Dasselbe giebt über alle Teile der Grammatik eine Reihe von deutsch-französischen, und zwar ausschliefslich deutsch-französischen Beispielen, was im Vorwort gerechtfertigt wird. Ein zutreffendes Urteil über das Buch im ganzen wie im einzelnen wird unseres Erachtens nur die Erfahrung abgeben können; und dafs dasselbe an manchen Schulen eingeführt werden wird, ist ja bei der pädagogischen Bedeutung des Verfassers nicht zweifelhaft. L.

Miscellen.

Erörterung einer grammatischen Frage.

Über die Frage, ob es richtiger heifse z. B.: Die Redaktion des „Klavierlehrer" oder: Die Redaktion des Klavierlehrers, und ferner: Lied aus „die Meistersinger" oder: Lied aus den Meistersingern schreibt Prof. Dr. Sanders in Altstrelitz an den Redacteur des „Klavier-Lehrer":

Ihrem Wunsche komme ich um so lieber nach, als eine fast gleichzeitig an mich ergangene ähnliche Anfrage einer anderen Redaktion mir schlagend beweist, wie gerade über die vorgelegte Frage in den gebildeten Kreisen noch Schwanken und Zweifel herrscht und wie die Beantwortung eine Lücke in meinem Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der deutschen Sprache" ausfüllt.

[ocr errors]

Sie erlauben mir, dafs ich für diejenigen Ihrer Leser, denen das ge. nannte Buch nicht zur Hand ist, eine Stelle aus dem Vorwort anführe.

„Es giebt," habe ich dort gesagt, im Deutschen, wie in jeder noch in lebendiger Fortentwickelung begriffenen Sprache, unberührt von den allgemein anerkannten Regeln, die allen Gebildeten geläufig und vertraut sind und gegen die sie deshalb niemals verstofsen werden, eine nicht geringe Anzahl von Fällen, in denen sich der Sprachgebrauch noch nicht oder doch mindestens noch nicht ganz entschieden und zweifellos festgestellt hat und in denen das Schwanken bei Gebildeten und selbst bei Schriftstellern eine Unsicherheit erzeugt, ob die in einem bestimmten Falle nebeneinander vorkommenden verschiedenen Formen und Ausdrucksweisen gleichberechtigt sind oder welche die richtigere oder vielleicht allein richtige sein dürfte.

Diese Zweifelfälle sind nicht blofs zahlreicher, sondern es ist auch die Unsicherheit in denselben gröfser, als man im allgemeinen glaubt und anerkennt. Um sich von diesem letzteren zu überzeugen und die verschiedenen Ansichten aufeinander platzen zu sehen, versuche man es nur einmal und werfe in eine gröfsere Gesellschaft Gebildeter plötzlich Fragen über derartige Zweifelfälle hinein, wie wir beispielsweise einige folgen lassen."

Die dort als Beispiel angeführten Fragen übergehe ich hier, indem ich mich sofort zu der hier zu erörternden wende, nachdem ich nur noch die darauf folgende kurze Stelle aus dem Vorwort hergesetzt:

In derartigen Zweifelfallen und überall da, wo für gebildete Deutsche in dem Gebrauch ihrer Muttersprache sich grammatische Schwierigkeiten herausstellen dürften, soll das vorliegende Buch schnelle und sichere Auskunft erteilen." Man wird nach dem Vorstehenden und zwar mit Recht wohl vermuten, dafs die hier zu erörternde Frage auch in dem genannten Buche

[ocr errors]

« FöregåendeFortsätt »