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Die

Höfe und Cabinette

Europa's

im achtzehnten Jahrhundert.

Von

Dr. Fr. Förster,

Königlich Preußischem Hofrathe, des eisernen Kreuzes und St. Georgen-
Ordens Nitter.

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Vorwort.

Dem glänzenden Hoflager Friedrich August's II.,

Königes von Polen und Kurfürsten von Sachsen, gilt dießmal unser Besuch, und Dresden ist das ersehnte Ziel unserer Wanderung.

Wem hätte nicht schon einmal bei dem Namen die ser Stadt, wohin die Wunder der Natur und der Kunst uns mit gleicher Gewalt ziehen, das Herz voll Sehn sucht geschlagen! Der Handwerksbursch und der Student, der Künstler und der Gärtner, der Diplomat und der Soldat, das Fräulein vom Lande und die Tante aus der Stadt, sie alle erwählen, mögen sie nun an der Donau, dem Rhein, der Ost- oder Nordsee zu Haus gehören, vor allen Dresden gern als Wallfahrtort. Wo: hin wir aber in dieser schön gelegenen, prächtig gebauten Stadt Schritt und Blick wenden, überall begegnen wir den Schöpfungen des Königes, dessen Leben zu schildern hier unternommen wurde. Das Japanische Palais mit seinen reichen Sammlungen, das Zeughaus, der Zwinger, die Rüstkammer, das grüne Gewölbe, zum Theil auch die Bildergallerie, wurden von ihm gegründet und mit Schäßen gefüllt, über die Elbe die schönste Zier der Stadt, die berühmte Brücke, geführt, die Frauenkirche un ter ihm vollendet, der große Garten angelegt, so daß der Wanderer nur mit staunender Bewunderung zulet vor der im Goldglanze leuchtenden Statue des Königes steht, dem er all dieß Schöne zu verdanken hat.

Auch ich war so glücklich, Dresden zu wiederholten Malen und zwar im schönsten Glanze sehen zu können.

Als Student von Jena war ich 1812 mit Napoleon, als preußischer Freiwilliger 1813 mit Blücher, später in Goethe's und Thorwaldsen's, in Hegel's und Tieck's Gesellschaft hier, und immer richtete sich zulegt der gemeinsame Dank gegen den König, der der Nachwelt eine so reiche Verlassenschaft zum freudigsten Genuß zurückließ.

So lag mir als Geschichtschreiber die Aufforderung nah', mich mit dem Leben Friedrich August's bekannt zu machen, und unter so mancher Einladung, die von ans deren Höfen des achtzehnten Jahrhunderts an mich erging, gab ich der von Dresden dießmal gern den Vorzug. Als ich nun aber meine Arbeit begann, und mit historischem Scheidewasser die goldne Rüstung zuz sammt Roß und Mann im ursprünglichen Glanze wiederherzustellen mich bemühte, da gewahrte ich zu nicht geringem Erstaunen, wie bald dieser oberflächliche Schimmer verschwand und aller Orten das Kupfer schaamroth durchblinkte. Möge man mich nun der Unvorsichtigkeit, des Ungeschicks, ja selbst des Undanks anklagen; zu meis ner Entschuldigung kann ich nichts weiter sagen, als daß der Geschichtschreiber nur einer Gebieterin angehört: der Wahrheit, und wenn diese auch keine Hufeisen zerbrechen, keine silbernen Teller aufzurollen vermag, sie ist dennoch stärker als Friedrich August der Starke in aller seiner Pracht und Herrlichkeit.

Von den handschriftlichen, archivalischen Quellen und anderweitigen, von mir benutzten Hülfsmitteln, ertheile ich besonderen Nachweis.

Der Anordnung in den früheren Bänden folgend, wurde auch dießmal in dem ersten Buche die politische Geschichte, in dem zweiten der Hof und das Cabinet dargestellt. Die politische Geschichte Sachsens ist durch Heinrich, Weisse, Pölik, Bötticher u. A. so aus führlich behandelt worden, daß ich mich weniger dabei aufgehalten habe. Auch die Geschichte der Feldzüge Friedrich August's wurde nur kurz berührt, da wir neuerdings durch die Denkwürdigkeiten des Grafen von der

Schulenburg darüber vollständig unterrichtet worden sind. Dagegen darf ich erwarten, daß man das Sittengemälde des Hofes und die Charakteristik des Cabinets in dem zweiten Buche als neu und mir angehörend anerkennen werde. Einer ganz besonderen Gunst verdanke ich Ma terialien, durch welche es mir möglich wurde, nicht allein den König, sondern auch ausgezeichnete Persönlichkeiten seiner Umgebung bis in das Einzelne zu verfolgen, und eine Gallerie von Portraits, männlicher sowohl als weib licher Notabilitäten, in meine Darstellung aufzunehmen. Unter denselben habe ich den General Joh. Reinh. v. Patkul und die Gräfin Aurora v. Königsmark, als zwei Physiognomien, an denen man ein ganzes Jahr hundert erkennen kann, mit besonderer Ausführlichkeit behandelt.

Die welthistorische Bedeutung dieses unerfreulichen Zeitalters wurde bereits in der Vorrede zu dem ersten Bande von mir nachzuweisen versucht; allein auch dieje nigen, welche nicht mit ́so ernster Betrachtung in die Vergangenheit blicken mögen, werden in meinem Buche Unterhaltung nach ihrem Gefallen finden. Mir ist es nämlich als getreuem Custoden der Königl. Kunstkammer zu Berlin nicht unbekannt geblieben, mit welcher Vorz liebe der Modegeschmack unserer Zeit in Schmuck, Pug und Geräthschaft sich dem Zeitalter Ludwig's XIV. zu gewendet hat, und wie dasjenige, was die classische Kunst als den sogenannten,, Perrükkenstyl" verabscheute, gegenwärtig als,Rokoko“ zu großer Beliebtheit gelangt ist. Nun wohlan! mit dergleichen historischem Rokoko kann ich dießmal aufwarten in reichster Auswahl.

Während ich aber die staunende Menge vor dem vergoldeten Reiter auf dem Marktplage zu NeustadtDresden zurücklassse, sei es mir vergönnt, zu meinem gro ßen Kurfürsten nach Berlin zurückzukehren, wo er in unvergänglicher Glorie auf der langen Brücke bei dem Schlosse hält. Er hat sich nicht mit dem unhaltbaren Glanze goldschimmernder Uebertünchung geschminkt, er trägt den echten, eigenthümlichen Rost, den Wind und

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