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oder besonders charakteristisch zu sein schienen: Walter, Gottfried, Wolfram, Ulrich von Lichtenstein, den Tannhäuser und Heinrich Frauenlob herausgegriffen, von einigen das Leben, meist nach ihren Gedichten, erzählt, von diesen Analysen gegeben und mehrfach längere Proben in Uebersetzung mitgetheilt. Das Buch ist elegant, leicht geschrieben, frei von allem unnützen, gelehrten Beiwerke, und doch schien mitunter eine gelegentliche Bemerkung, ein Citat im Texte, sowie ein Anhang, in den einiges gelehrtes Material verwiesen war, die vollste Bekanntschaft mit dem Gegenstande zu verrathen; da zeigt sich eine gewisse jugendliche Frische, ein warmer Enthusiasmus; ein' in französischen Büchern nicht zu häufiger spiritualistischer Hauch beseelte das Ganze, und zumal dem, welcher mit dem Leben der Sänger und mit der ganzen Zeit, als deren Repräsentanten sie dargestellt werden, wenig vertraut ist, muss das Werk eine angenehme Lectüre sein. Auch sprachen sich die Journale durchaus günstig aus, zum Theil allerdings nur in flüchtigen Kritiken, wie die der „Presse," wo man merkt, dass der Recensent, verpflichtet, über Bücher verschiedener Fächer, von denen er Nichts versteht, zwischen heute und übermorgen ein Urtheil abzugeben, sich mit einigen lobenden Phrasen und allgemeinen Bemerkungen begnügt, er lehre uns diese vieille Allemagne kennen, diese interessanten Städte mit den spitzen Giebeldächern und den Nestern auf denselben, worin die Raben und die Störche nisten, (denn es ist ganz erstaunlich, was so ein Pariser Journalist von der Natur weiss, man ist immer ungewiss, was man mehr bewundern soll, ob die naturwissenschaftlichen oder historischen, die geographischen oder literarischen Kenntnisse). Aber auch andere Blätter, z. B. die Opinion nationale waren des Lobes voll, erkannten die Ausdehnung und Tiefe der Forschung an und erklärten, dass der Verfasser mit eben so viel Genauigkeit als Talent die anmuthigen Physiognomien der deutschen Dichter reproducirt habe: selbst die Revue des deux Mondes beglückwünschte ihn, d'être si familier avec des aspects jusqu'ici ignorés de la littérature germanique, und die Revue germanique machte zwar einige Ausstellungen, dass er Frauenlob zu vortheilhaft behandelt, dass er Hartmann von der Aue ausgelassen, dass er dem Tann

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häuser nicht ganz gerecht geworden, aber, sagt sie ebenfalls: on reconnaît bien que c'est une oeuvre bien conçue et ouvrée avec goût. En véritable artiste l'auteur sait voiler les efforts qu'il fait pour bien voir les hommes et les choses qu'il retrace.

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groupe bien ses figures, et il y a dans son style du mouvement et de la couleur. A chaque page on rencontre des expressions heureuses et des aperçus qui ne manquent pas d'originalité. La préface est un modèle de tact littéraire. Auch wurde von dem Kritiker, Herrn Boskowitz, dem Verfasser seine leidenschaftliche Liebe zur deutschen Sprache hoch angerechnet; sagt dieser doch von dem Idiom der Minnesänger: Les accents de cette langue forte, naïve et sonore exhalent quelquefois une suavité si tendre, qu'on les dirait recueillis sur les lèvres d'un séraphin. Schliesslich gab in dem Organ der Akademiker, dem Journal des Débats, einer der ersten Kritiker Frankreichs, Saint-Marc Girardin mit vollendeter Kennermiene auch sein Urtheil gleichsam als letztes Wort ab über dieses livre fort curieux et fort intéressant. Son livre a eu du succès et je l'en félicite avec beaucoup de joie; er liess zwar inmitten des Lobes mit feiner Ironie merken, dass der Verfasser vielleicht zu sehr an ein Damenpublicum gedacht, machte ihm aber den schmeichelhaften Vorwurf, dass das Buch zu kurz, nur eine Recognoscirung sei, und forderte ihn auf, seine Studien fortzusetzen. So wäre denn der Erfolg des Buches vollständig gewesen und d'Assailly würde nunmehr als unbestrittene Autorität in diesem Fache gelten; doch liess sich eine dissentirende Stimme schon früher vernehmen, in der Revue contemporaine. Professor Pey, der sich mehrfach mit mittelalterlicher Poesie beschäftigt hat, anfangs ebenfalls durch die bestechende Aussenseite des Buches fast gewonnen, fand insbesondere den Ton der mitgetheilten Gedichte denn doch etwas verdächtig, und nun näher zusehend, kam er, bei aller Anerkennung der stylistischen und sonstigen Vorzüge des Verfassers, zu dem Resultate, das er in einem gründlichen, 40 enge Seiten langen Artikel bewiesen hat, qu'il n'a point fait connaître les troubadours de l'Allemagne, ou plutôt, qu'il les a fait mal connaître, ce qui est plus fâcheux, selon nous, que s'il ne les avait point fait connaître du tout, l'erreur étant pire encore que l'ignorance. Mit grosser Aus

dauer folgt er Herrn d'Assailly, zum Theil Schritt für Schritt, und weist ihm zahlreiche Irrthümer, Entstellungen, Missdeutungen, Modernisirungen, kleine Betrügereien u. s. w. nach. Das Verzeichniss derselben hätte sich noch bedeutend vermehren lassen, ich beziehe mich im Folgenden mehrfach auf den Artikel, und benutze diese Gelegenheit zunächst, eine allgemeine Bemerkung zu machen. Im Grossen und Ganzen bringt ein Deutscher ich spreche nicht von Literaten, sondern von denen, welche wissenschaftliche Bücher schreiben wollen, von Gelehrten wenn er an die Ausarbeitung eines Werkes geht, eben doch grosse Liebe zu seinem Gegenstande mit, er studirt, um sich zu genügen, es ist die Forschung selbst, die ihm Vergnügen macht; und wenn er auch sicher wäre, dass Niemand je ihm einen Irrthum nachweisen würde, so erlaubt ihm eben sein schriftstellerisches Gewissen nicht, zur Aufhellung eines dunkeln oder zweifelhaften Punktes nicht sein Möglichstes zu thun, und wie Viele, die dem Gegenstand ihrer Studien nach nie auf grosse Anerkennung oder pecuniären Vortheil rechnen können, arbeiten eben ihr Leben lang an irgend einem bescheidenen Werke unverdrossen und fast ungekannt. Das ist nun in Frankreich weit weniger der Fall, diese Art Gewissenhaftigkeit ist seltener vorhanden, es kommt meist einem Franzosen weniger darauf an, auch einmal ein Dutzend unerwiesener Behauptungen in die Welt zu senden, diese Liebe zur Arbeit der Arbeit willen ist ihm fremder, er will ein greifbares Ziel, und er hat bei seinen Forschungen nebenbei noch ein politisches oder kirchliches Resultat sehr oft im Auge. Der junge Mann, wenn er die schriftstellerische Laufbahn beginnt, fragt sich in der Regel: welches ist das Mittel, wodurch du am schnellsten bekannt wirst, einen Namen gewinnst, und er wird meist seine Studien demgemäss einrichten; es wird ihm nicht sowohl wichtig sein, seiner Arbeit die grösste, innere Vollendung zu geben, als ihr den meisten Erfolg zu sichern; daher denn die auf den Styl verwandte Sorgfalt, das häufige Haschen nach Effect und die Ungründlichkeit. Der Franzose Perrens, der kürzlich in dem Journal de l'Instruction publique eine Uebersicht der in den letzten Jahren für das Doctorat veröffentlichten Thesen gab, fühlt das selbst. Par malheur, sagt er,

n'écrivant pas comme les Allemands, pour notre satisfaction subjective, nous voulons toujours faire un acte dont les effets soient immédiatement sensibles à nos propres yeux, nous sommes en quête d'un public, d'un auditoire le plus considérable qu'il est possible. Darum, meint er, geschehe jetzt so wenig für das classische Alterthum, am ehesten leisteten darin noch die Doctoranden aus den östlichen Provinzen etwas, où ils ont pu prendre dans une certaine mesure l'empreinte du génie allemand.

Das Buch d'Assailly's, den ich gar nicht allein für die ganze Richtung verantwortlich mache, liefert mir ebenfalls einen war ihm weniger wichtig. Beweis für diese Behauptung; es sich eine gründliche Kenntniss des Gegenstandes zu erwerben, als nur möglichst rasch ein geschickt geschriebenes Buch in die Welt zu senden; es liegt darin aber doch ein Mangel an Respect vor Wissenschaft und ernster Forschung; man begnügt sich mit dem Schein der Gelehrsamkeit, statt wirklich kenntnissreich zu sein, man ist weniger mit dem Gegenstand als mit seiner Persönlichkeit beschäftigt, für die der Stoff nur als Mittel dienen muss zu glänzen und seinen Geist zu zeigen; und es nimmt einen etwas Wunder, wie Männer, die im Privatleben sicher sehr Anstand nehmen würden, irgend eine Unwahrheit sich zu Schulden kommen zu lassen, als Schriftsteller vor kleinen Täuschungen des Publicums durchaus nicht zurückbeben. D'Assailly gibt sich z. B. die Miene, die Minnesänger gründlich zu kennen, und er hat den Stoff so geschickt zu arrangiren gewusst, dass es ihm gelungen ist, fast alle Kritiker zu täuschen. Da heisst es: Le Lai d'amour, dont les manuscrits de Vienne et de Weimar ont conservé 39 strophes, est une des plus charmantes compositions du Minnesinger, aber wozu diese in jedem Falle ganz überflüssige Erwähnung der Manuscripte hier, da er ja doch dieselben nicht eingesehen hat und Alles gedruckt ist. Da sagt er: Les Minnesinger sont dignes d'être mis en lumière. Ils méritent qu'on secoue pour eux la poussière des bibliothéques et qu'on s'arrête devant ces manuscrits du moyen âge, so dass jeder Uneingeweihte in. Wahrheit glauben möchte, die Sachen liegen nur in Handschriften vor und d'Assailly sei etwa der erste, der ihre inter

essante Bekanntschaft gemacht. Er nennt in dem Anhange einige Dutzend Handschriften und gibt Details über sie, und doch hat er das Alles nur aus Hagen geschöpft, und er, dessen Kenntniss des Mitteldeutschen so gar ungenügend, würde noch weniger im Stande sein, es in Handschriften zu entziffern, das Alles verlangt auch Niemand von ihm für seinen Zweck, er hatte sich nur an die besten Ausgaben zu halten, und es wäre ihm nur zu wünschen gewesen, dass er, um zahlreiche Fehler zu vermeiden, wenigstens die Neudeutschungen von, Simrock, San Marte u. s. w. zur Hand genommen, und dass er, statt mitunter Hagensche Analysen von Gedichten statt dieser selbst zu übersetzen, diese selbst eingesehen hätte. Er sagt ausdrücklich: Si vous parcourez jamais le précieux manuscrit de Manesse, vous remarquerez sur l'une des pages une peinture assez grossière, haute en couleur, pauvre en dessin, roide et cependant d'une remarquable élégance etc. Und doch hat schon Pey bemerkt, dass er diese Miniatur, die er so genau beschreibt, unmöglich habe ansehen können, weil in derselben Gottfried keinen Falken in der Hand halte; vielmehr habe er eben die fertige Hagensche Beschreibung genommen, wobei ihm denn nun begegnet zu sein scheint, einen Griffel, der sich in des Dichters Hand befindet, mit Greif zu verwechseln, und dieses Wort dann wieder frei mit Falke, faucon, zu übersetzen. Trotz dieser angeblichen Kenntniss der Manuscripte, und obgleich er gelegentlich Chroniken, die er citirt gefunden, nachcitirt, und trotz des Staunens der Kritiker über seine gründliche Gelehrsamkeit, hat er fast nur Hagen benutzt, er nennt ausser diesem als livres à consulter nur noch Rosenkranz und Vilmar (Marburg 1851) und fügt ein kluges „etc. hinzu. Er scheint aber von der Existenz der Lachmann und Haupt, Gervinus und Gödeke, und wie sie alle heissen, Nichts zu ahnen, und er gibt z. B. gleich im Ganzen und Grossen eine falsche Vorstellung von den Minnesängern, wenn er sagt: ils font leurs chefsd'oeuvre, comme le moissonneur fait sa gerbe, sans y songer, als wären sie reine Volksdichter und als gäbe es in ihren Ge. dichten nicht auch viel Kunst und selbst Künstelei.

St. Marc Girardin sagt zwar: le livre nous fait aussi cornaître l'histoire morale et politique de ce moyen âge; ich habe

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