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Gewährsmann, gelebt hat, und dass Abalard's Paraklet das Vorbild zu Eschenbach's Wunderschloss (Schastel marveil) sei. Alexander von Humboldt interessirte sich lebhaft für diese Idee, wie unter anderen einige Zeilen von ihm am Ende obenerwähnter Abhandlung beweisen. Ehe die Abhandlung gedruckt wurde, hatte ich die Ehre, sie in einer Abendversammlung der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Alterthumskunde, in welcher die Herren Massmann, August, Odebrecht, Kläden u. A. anwesend waren, vorzulesen und Zustimmung zu erhalten. Nur Professor D. Zeune warf die Frage auf: „Aber wo bleibt denn das Meer?" Ich antwortete, dass es dem Dichter wohl freistehen durfte, Terre marveile im Norden durch ein Meer anstatt durch die Seine zu begränzen.

Wie nun? wenn wir aus der neuesten Zeit Angaben erhalten, welche obiger Hypothese noch mehr zur Bestätigung dienen? Als im Sommer des Jahres 1860 der Geheime Rechnungsrath a. D. Herr Schönbrodt bieselbst auf einige Monate nach Paris reiste, bat ich ihn, wenn es ihm möglich wäre, auch die Gegend des Paraklet zu besuchen. Er versprach es bereitwilligst und machte demzufolge vor seiner Zurückkunft in einem Briefe an einen Freund mir folgende Mittheilung:

Baden-Baden, den 31. August.

Der

Ich habe am 28. vorigen Monats das Etablissement des früheren Klosters Paraklet von Nogent s. S. aus besucht. Es ist von da in südöstlicher Richtung etwa eine Stunde entfernt, und eben so weit hat man von Paraklet aus in nordöstlicher Richtung nach dem Städtchen Pont le Roi. jetzige Besitzer von Paraklet ist ein Baron Walckenaer, der Sohn des verstorbenen Akademikers Walckenaer, ein freundlicher, liebenswürdiger Mann, der mir mit grosser Bereitwilligkeit die Umgebungen seiner hübschen Besitzung zeigte und über die Oertlichkeiten nähere Auskunft gab. Das zwei Stock hohe, sehr solid gebaute, geräumige und bequeme Kloster ist gegenwärtig das Wohnhaus und Wirthschaftsgebäude des Herrn Walckenaer, der als grosser Grundbesitzer und Cultivateur in der ganzen Gegend einen geachteten Namen hat, in seinen Mussestunden aber auch der Dichtkunst huldigt, von der er mir sehr hübsche Proben zeigte. Er bewohnt das Zimmer der Aebtissin und besitzt darin als Reliquie noch das Schlüsselbund, welches sie trug. Dicht am Kloster fliesst der Ardusson vorüber, auf dessen linker Seite das Kloster liegt. Ganz nahe dabei hat der Besitzer eine Mahlmühle erbaut, die vom Ardusson getrieben wird. Etwa 50 Schritte davon westlich hat die Klosterkirche gestanden, von welcher indess nur noch eine Säule und die Gruftgewölbe vorhanden sind. In dem kleineren Gewölbe stand der Sarg Abalard's und Heloisens, bis er im Jahre 1828 nach Paris geschafft wurde. Eine steinerne Platte bezeichnet noch die Stelle. Die Gewölbe auf der Ostseite werden als wirthschaftliche Kellerräume benutzt. Die nächsten Umgebungen des Ardusson sind rechts und links ein fruchtbares, wohlbebautes Thal, von einem wenig erhöhten Terrain umgeben, das den Ardusson bis zu seinem Ausfluss in die Seine begleitet. Der Ardusson legt nämlich vom Paraklet aus ir nördlicher Richtung noch einen Weg von etwa einer Stunde zurück und mündet hinter dem Schlosse Barrière eine halbe Stunde oberhalb Nogent in die hier schon schiffbare Seine. Der Orvin, ein Flusschen von der Grösse des Ardusson, fliesst eine Meile westlicher und ergiesst sich unterhalb Nogent in die Seine. Der Boden zwischen diesen beiden Flüsschen ist eben und fruchtbar. Auch östlich vom Ardusson ist das Land fruchtbar, aber von Mary bis Romilly (oberhalb Pont le Roi) ist die Gegend auf beiden Seiten der Seine sumpfig und auf den Specialkarten mit dem Namen „les marais" bezeichnet. Man nimmt an, dass sie vor ein paar Jahrhunderten noch ein See der Seine war und ganz unter Wasser stand.

Möge diese einfache, ungeschminkte Beschreibung dazu beitragen, das Studium der deutschen Literatur in unserem Vaterlande rege' zu erhalten oder auch von neuem zu beleben, zu erhöhen und die Begeisterung für des innigen Deutschlands Freiheit, Macht und Ehre in den Herzen deutscher Männer und Jünglinge immer mehr zu entzünden und zu nähren! Potsdam.

Rührmund.

An Herrn Professor Lazarus zu Bern.

In einer Note zu Ihrer Rede „über das Verhältniss des Einzelnen zur Gesammtheit" (Zeitschrift für Völkerpsychologie. Band 2. Heft 4. Berlin 1862) haben Sie den „Kritiker des Herrig'schen Archivs" einer freundlichen Abfertigung gewürdigt. So lange einer sich noch in dem kindlichen Verhältnisse des Gruselns zu einem wissenschaftlichen Gegenstande befindet, wird er schwerlich zur Ergründung desselben viel beitragen können.“ Der kindlich unbefangene Kritiker antwortet Folgendes: Es ist ihm nicht um den Streit zu thun, sonst könnte er Vieles bemäkeln. Er hält sich daber lieber an das Gemeinsame. Sie sagen: „Von dem Einzelnen schlechthin als einem für sich alleinstehenden Wesen zu reden, ist nur eine wissenschaftliche Fiction... Denn thatsächlich erscheint der Einzelne in jeder Ausbildung und Darstellung seines innern Lebens durch die Gesammtheit bedingt und von ihr abhängig.“ ,,Logisch, zeitlich und psychologisch geht die Gesammtheit dem Einzelnen voran. In der Gesammtheit entwickelt und findet sich das Einzelne." „Der Mensch ist ein geschichtliches Wesen; Alles in uns, an uns ist ein Erfolg der Geschichte.“ Das sind tiefe und vortreffliche Sätze, die jener Kritiker als auch seine eigenste Ueberzeugung freudig unterschreibt, und die um so wichtiger sind, je geeigneter sie sind, allem falschen Individualismus, dem Hochmuth des Besserwissens und Bessermachens den Substanzen der geschichtlichen Mächte gegenüber gründlichst den Garaus zu machen. Den Kritiker graut es nur vor der psychologischen Erklärungsweise, die von einem statuirten Mechanismus der Seelenprocesse aus auch die nur durch Teleologie zu begreifende Welt der freien That und der sittlichen Mächte mechanisiren möchte. Sein Grauen theilt er unter anderen mit Fichte, Hegel, bei denen solches Grauen sehr kraftigen Ausdruck gefunden hat. Das sind auch die nicht üblen Männer, auf die er sich berufen hat; Sie wussten das gewiss, und Ihr Fragezeichen, so wie die freundliche Bezeichnung jenes Grauens als „kindlich ist um so ungerechtfertigter. Der Kritiker ist durch die Fortsetzung Ihrer Zeitschrift nicht überzeugt worden, dass auf Ihrem Wege wissenschaftliche Resultate erreicht werden, so manchen guten Gedanken Sie in Ihrer gewandten Form ausgesprochen haben. Er hat sich auch noch nicht überzeugt, dass der Uebertragung jener psychologischen Methode vom Individuum auf die Ge sammtheit irgend eine Möglichkeit der Ausführung beiwohnt, oder dass sie auch nur entfernt so weit wissenschaftlich ist, als es die mathematischmechanische Psychologie des Individuums bei ihrem scharfsinnigen Urheber ist. Er hält daran fest, dass die neu erfundene und neu benannte Wissenschaft der Völkerpsychologie" ein todtgebornes Kind ist, wird sich aber immer freuen, in Ihren klaren und interessanten Abhandlungen wenn auch keine grossen wissenschaftlichen Entdeckungen und Methoden, so doch viele feine Bemerkungen und mannichfache Anregung zu erhalten.

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Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

M. Müller, Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache. Für das deutsche Publicum bearbeitet von C. Böttger. (Leipzig, G. Mayer.)

Lexicographie.

123 Thlr.

20 Sgr.

D. Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, 23. und 24. Lieferung. (Leipzig, O. Wigand.) 20 Sgr. F. Schmitthenner's kurzes deutsches Wörterbuch, umgearbeitet von F. L. K. Weigand. 3. Aufl. 3. Lfrg. (Giessen, Ricker) Glossar zu den mittelhochdeutschen Lesestücken in Hopf und Paulsiek's deutschem Lesebuche. (Berlin, Mittler.) Mittelhocbdeutsches Wörterbuch mit Benutzung des Nachlasses von G. F. Benecke, ausgearbeitet von W. Müller und F. Zarncke. 2. Band, 2. Abthlg. 1. Lfrg. (Leipzig, Hirzel.)

Grammatik.

1 Thlr.

F. Diez, Introduction à la grammaire des langues romanes. Traduit de l'allemand par G. Paris. (Leipzig, Franck.) 1 Thlr. Th. Vernaleken, deutsche Syntax. 2 Theil. (Wien, Braumüller.) 3 Thlr. E. Littré, Histoire de la langue française. Etudes sur les origines, l'étymologie, la grammaire, les dialectes, la versification et les lettres au moyen-âge. 2 vols. (Paris, Didier.) Histoire et glossaire du normand, de l'anglais et de la langue française d'après la méthode historique, naturelle et étymologique par Ed. Le Héricher. 3 vols. (Paris, Franck.) 5 Thlr. Histoire de la langue anglaise par Ed. Le Héricher. (Paris, Franck.)

Normandie scandinave ou glossaire des éléments scandinaves mand par Ed. Le Héricher. (Paris, Franck.)

Literatur.

1

2212 Sgr. du patois norTblr. 72 Sgr.

Eine

F. Th. Bratanek, Goethe's Egmont und Schiller's Wallenstein. Parallele der Dichter. (Stuttgart, Cotta.) 1 Thlr. 6 Sgr. E. Geibel und H. Leuthold, 5 Bücher französischer Lyrik vom Zeitalter der Revolution bis auf unsere Tage in Uebersetzungen. (Stuttgart, Cotta.) 1 Thlr. 18 Sgr.

E. H. Meyer, Walther von der Vogelweide identisch mit Schenk Walther von Schipfe. (Bremen, Müller.)

16 Sgr. H. Pröhle, Weltliche und geistliche Volkslieder und Volksschauspiele. 2. Ausgabe. (Stuttgart, Fischhaber)

11 Thlr.

F. W. Ebeling, Geschichte der komischen Literatur in Deutschland seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. 2. Lfrg. (Leipzig, Purfürst.) 15 Sgr. O. F. Gruppe, Leben und Werke der deutschen Dichter. Geschichte der deutschen Poesie in den 3 letzten Jahrhunderten. I. Band. 1. Lieferung. (Stuttgart, Bruckmann.) 162 Sgr. Lüben's Einführung in die deutsche Literatur. 2. Aufl. 5. Lfrg. (Leipzig, Brandstetter.) 20 Sgr. Chrestomathie du Vieux-Français ou choix de morceaux tirés des prosateurs antérieurs au XVII. siècle par J. P. Magnin. (Berlin, Herbig.) 1 Thlr. 12 Sgr.

St. Gätschenberger, Geschichte der englischen Literatur mit besonderer Berücksichtigung der politischen und Sittengeschichte Englands. III. (Wien, Markgraf.)

2 Thlr.

Hilfsbücher.

Deutsches Lesebuch für Schüler der Oberclassen katholischer Stadtschulen. (Prag, Credner.)

L. Sillib, Musterbriefe. (Mannheim, Löffler.)

18 Sgr.

9 Sgr.

J. Knappe, Grundzüge der Grammatik. Für Unterrealschulen zusammengestellt. (Wien, Beck.)

J. A. C. Burkhard, Kurzgefasste Formenlehre der französischen Sprache. (Teschen, Prochaska.)

812 Sgr.

12 Sgr.

B. Lütgen, Deutsche und französische Gespräche. (Leipzig, Brockhaus.)

12 Sgr.

Sprachenführer, neuer Leitfaden der deutschen und polnischen Conversationssprache. (Berlin, Behr.)

15 Sgr.

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