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Der zehnte rheinische Schachcongress in Düsseldorf

vom 9ten bis 11ten September 1876.

Der westdeutsche Schachbund, welcher der ungünstigen Zeiten halber so lange seine Versammlungen aussetzen musste, hat in diesem Jahre das Auferstehungsfest gefeiert. In der Düsseldorfer Tonhalle kamen während der Tage vom 9ten bis 11ten September gegen 70 Schachfreunde aus Rheinland und Westphalen zusammen; ja auch ferne und fernste Gäste fehlten nicht, indem von Leipzig Herr E. Flechsig und der Unterzeichnete, und aus New York der Vicepräsident des dasigen Schachclubs, Herr Frenkel erschienen waren. Wiewohl ein Fremdenturnier diesmal gar nicht auf dem Programme stand, wurde es den Leipziger Gästen durch die Loyalität des Düsseldorfer Congress-Comité's dennoch ermöglicht eine Lanze zu brechen. Es ward ein sehr schönes Schachspiel als erster Preis ausgesetzt, während die Summe der Einsätze das Accessit bilden sollte. Nur schade, dass ein gewichtiger Umstand den Erfolg dieses kleinen Turniers wesentlich beeinträchtigte. Das rheinische Comité war nämlich begreiflicherweise auf Fremdenbesuch nicht im Entferntesten eingerichtet und mussten desshalb die Bedingungen des Turniers in grosser Hast aufgestellt werden. Diese nothwendige Eile führte zu dem Fehler, dass man verlangte, es solle Jeder mit Jedem zwei Partien spielen eine Forderung, welcher vier Theilnehmer (Herr W. Paulsen aus Nassengrund, der ursprünglich im rheinischen Turnier zu spielen beabsichtigte, die Leipziger und Herr E. Asbeck) in der karg zugemessenen Frist dreier Tage nicht gerecht werden konnten. Sie konnten es um so weniger, als noch andere Zufälle hemmend eingriffen. Am 9. September konnten nur Paulsen und Flechsig spielen, da Herr Emil Asbeck erst am Abend eintrat und der Morgen überdies durch Fixirung der Regeln absorbirt wurde; am 10. September machte sich der Mangel der Sanduhren sehr fühlbar, indem die oben genannten Gegner zu ihrer zweiten Partie (die recht schwierig zu führen war) den ganzen Tag in Anspruch nahmen, am 11. September endlich spielten Paulsen und Schwede gleichfalls zu lange, woran indessen nicht sowohl vieles Besinnen, als vielmehr eine in der Mitte des Kampfes eintretende resultatlose Hin- und Her

zieherei schuld war. Am Abend des letzten Congresstages stand das Turnier folgendermassen:

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Unter solchen Umständen verzichteten Schwede und Flechsig auf weiteres Spiel, weil sie unbedingt abreisen mussten, wenn anders sie nicht auf ihrer Rheinreise Rolandseck* unbesucht lassen wollten. Da sich Herr Asbeck dem Verzicht anschloss, so wurde ohne Weiteres der Ehrenpreis Herrn Paulsen übergeben. Die drei anderen Spieler zogen ihre Einsätze zurück. Am 12. September verliessen die Leipziger Düsseldorf, Beide mit dem Gefühl der lebhaftesten Dankbarkeit für die überaus freundliche und liebenswürdige Aufnahme, welche sie daselbst von Seiten der Herren Theobald Strauss, Martin Levy, Balduin Wolff, G. Schnellenbach und Anderen erfahren hatten. In gleicher Weise fühlen sich Beide gedrungen, den Cölner Herren (Kohtz, Kockelkorn, Wemmers und Hammacher) für ihr herzliches Entgegenkommen hiermit öffentlich ihren Dank auszusprechen.

Das rheinische Hauptturnier, an welchem sich 22 Spieler betheiligten, ergab folgendes Resultat:

I. Preis (ein Oelgemälde, Partie aus dem Nahethal): Herr
C. Kockelkorn aus Cöln.

II. Preis (ein Aquarell, Gerolstein in der Eifel): Herr C.
Wemmers aus Cöln.

III. Preis (v. d. Linde's Geschichte und Literatur des Schach-
spiels): Herr Julius Asbeck aus Barmen.

IV. Preis (ein schönes Bierglas mit silbernem Deckel): Herr
B. Wolff aus Düsseldorf.

* Diesen herrlichen Punkt hat Humboldt bekanntlich für den schönsten am ganzen Rhein erklärt.

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304

Deutsche Schachzeitung. Einunddreissigster Jahrgang.

Zu bemerken ist noch, dass der letzte Gang ungespielt blieb, indem Wemmers und Wolff freiwillig verzichteten. Ausserdem tauschten die beiden ersten Preisträger, welche der Erfahrung der Leipziger nach zu urtheilen, wohl gegenwärtig die stärksten Spieler am Rhein sind, ihre Gewinne.

Ausser dem Hauptturnier wurden noch zwei Nebenturniere, zwei freie Turniere und ein Tombola-Turnier gespielt. Aller Preisträger kann sich der Unterzeichnete nicht mehr entsinnen, nur soviel ist ihm noch im Gedächtniss, dass in einem der Nebenturniere ein Frankfurter, Herr Schwarzschild, und in dem ersten freien Turnier Herr Hammacher aus Cöln den ersten Preis erstritt. Eine genaue Preisliste wird hoffentlich im nächsten Hefte Platz finden können.

Unstreitig der wichtigste Tag des Düsseldorfer Congresses war der 10. September, an welchem das Festessen, das Problemturnier und das Lösungsturnier erledigt wurden. An der Tafel nahmen gegen 60 Personen Antheil, welche den Gaben der Küche und des Kellers wacker zusprachen. Aus der Reihe der Festreden verdient ein launiger Toast des Herrn Esskuchen auf die beiden anwesenden Damen, die er mit den Königinnen des Schachspiels verglich, besondere Erwähnung. Unmittelbar auf das Essen erfolgte eine längere Berathung in Bundesangelegenheiten, bei welcher Herr Hipp aus Crefeld mit Geschick und Energie den Vorsitz führte. Das wichtigste Ergebniss derselben war eine Ausdehnung des Bundes auf die südlichen Gegenden, indem zunächst Frankfurt a. M.,,annectirt" wurde. Ferner trat Mühlheim a. d. Ruhr bei. Als Vorort für 1877 wurde Cöln bestimmt. Bei der Vorstandswahl für's nächste Jahr wählte fast jede Stadt ihre alten Vertreter wieder, nur Düsseldorf ersetzte den zur Zeit noch verreisten Herrn G. Schnitzler durch Herrn Hermann. Als Sieger des Problemturniers verkündeten die Preisrichter, Herren Kohtz und Kockelkorn, nicht, wie dem Programm nach zu erwarten stand, einen, sondern zwei Bewerber. Herr Kohtz erklärte es für nicht wohl thunlich, zwischen den trefflichen Leistungen dieser Concurrenten zu entscheiden, und bat desshalb die Versammlung, durch freiwillige Subscription die Austheilung eines zweiten Preises von 50 Mark zu ermöglichen. Dieser Bitte wurde in sehr liberaler

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*

* Herr Schnitzler traf von einer grösseren Reise nach London und Paris leider erst am 12. September in Düsseldorf ein.

Weise entsprochen. Es konnten desshalb sowohl an Herrn Johann Berger als auch an Herrn Adolf Bayersdorfer 50 Mark als Preis überwiesen werden. Auffällig war, dass unter der von Herrn Strauss präsentirten Bewerberliste der Name Bayer fehlte; man ist zu sehr daran gewöhnt, denselben in jedem Problemturnier zu finden!

Als Lösungsaufgabe wurde eine höchst schwierige Composition P. Klett's vorgelegt. Kein Wunder, dass dieselbe zu einer Zeit, wo die Köpfe schwer waren, keinen Löser fand. Hier ist das schöne Problem, dessen Vorzüge wir bei Publication der Lösung besonders würdigen werden:

4102.
P. KLETT.

Lös. S. 222. Oktob.

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Mit dem Düsseldorfer Congresse, welcher sicher alle Theilnehmer in hohem Grade befriedigte, hat der westdeutsche Schachbund einen neuen Anlauf genommen. Möge er recht bald wieder in Stand gesetzt sein, alljährlich eine glänzende Versammlung zu halten, bei der auch unsere ersten Meister nicht fehlen, und möge er nie wieder durch den Eintritt einer so unglücklichen Zeit wie derjenigen von 1872 bis 1876 in seinem Gedeihen gehemmt werden!

Leipzig, am 5. October 1876.

XXXI.

Dr. C. SCHWEDE.

20

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